AIDA – Das Arena Opern Spektakel 2024 auf Tournee

Ich hatte immer den Traum, drei Opern live zu erleben: „Carmen“, „Madama Butterfly“ und „Aida“. Wie meine fleißigen Blogleser bestimmt bereits festgestellt haben, habe ich schon zwei Opern gesehen: „Carmen“ und „Madama Butterfly“. Nur mit „Aida“ klappte es noch nicht, zu modern waren mir die bisherigen Inszenierungen. Doch das Warten hat sich gelohnt. Am Dienstag, den 27. Februar 2024, erlebte ich bei meinem Besuch des „AIDA – Das Arena Opern Spektakels 2024“ in der Mercedes Benz-Arena das Unvorstellbare.

Nach vier Jahren Vorbereitungszeit haben der Produzent Jasper Barendregt und die Regisseurin Rian Van Holland ein gigantisches Opernspektakel auf die Beine gestellt. Schon beim Betreten der Halle glaubte man, im Alten Ägypten zu sein: ein leises Zirpen der Zikaden, der süßliche Duft von Gewürzen, Palmen auf der Bühne, ein Adler auf einer Projektionsfläche. Wir waren angekommen, in der tragischsten Liebesgeschichte einer Oper.

Doch wovon handelt meine absolute Lieblingsoper von Giuseppe Verdi?
Aida ist eine äthiopische Königstochter und wird als Sklavin am Hof des ägyptischen Pharaos Il Re gehalten. Dort verliebt sie sich in den Feldherrn Radames, der sich auch unsterblich in sie verliebt, aber gegen Äthiopien in den Krieg zieht. Beim nächsten Feldzug wird auch ihr Vater gefangen, doch keiner weiß, dass er der äthiopische König ist. Wegen seiner Erfolge auf dem Schlachtfeld wird die Tochter des Pharaos, die ihn innig liebt, Radames versprochen.
Wird die Liebe zwischen Aida und Radames am Ende siegen? Was ist wichtiger: die Liebe zu seinem Heimatland oder die Liebe zu einem geliebten Menschen?

Eins vorab: Die Stimmen und die schauspielerische Darstellung in der Operninszenierung „Aida“ haben meine Begleitung und mich an dem Abend umgehauen. Noch nie habe ich so etwas Vergleichbares erlebt. Vor allem die Frauen haben in der Oper brilliert. Yana Kleyn (Sopran) als Aida und Nora Sourouzian (Mezzosopran) als Amneris haben mich auf der ganzen Linie begeistert und mir sehr viele Gänsehautmomente geschenkt. Als Frau konnte ich den Schmerz der beiden Widersacherinnen in der Handlung sehr gut nachempfinden, was der fantastischen Darstellung der beiden Darstellerinnen Kleyn und Sourouzian zu verdanken war: verliebt in den gleichen Mann und zwischen ihrer Liebe und ihrem Pflichtgefühl hin- und hergerissen. Die stimmliche Gewalt und die hingebungsvollen Arien der beiden haben mich an dem Abend innerlich zerrissen. Ich hoffe, beide noch in vielen weiteren Opern zu sehen und zu hören.

Aber auch die männlichen Darsteller konnten mit der geballten Frauenpower auf der Bühne mehr als mithalten. Dr. Martin Shalita (Tenor) hat mit seiner Darstellung des auf dem Schlachtfeld starken und in der Liebe zerbrechlichen Radames die Herzen der Frauen im Publikum im Sturm erobert. In seiner starken Stimme spiegelten sich diese Stärke und Passion wider. Seine Zerrissenheit zwischen seiner Treue zu dem Pharao und seiner Liebe für Aida nahm ich ihm als Zuschauerin ab.
Ebenfalls überragend als Opernsänger und Darsteller waren auch die beiden Vaterfiguren in der Oper: V. Savoy Mcllwain (Bass-Bariton) als Amonasro, König von Äthiopien, und Steffen Bruun (Bass) als der Pharao. Beides zwei stolze Regenten, die ihre Töchter und ihr Heimatland gleichermaßen lieben.

Ganze 250 Mitwirkende haben aus der Oper ein riesiges Opernspektakel geschaffen. Dazu gehörte auch das eigens für die Oper gegründete 60-köpfige Hanseatische Symphonische Orchester unter der Leitung des Dirigenten Michael Ellis Ingram. Unter der großen Pyramide auf der Bühne spielte das Orchester die erhabene und herzergreifende Musik von Giuseppe Verdi. Eines der zahlreichen musikalischen Highlights war nach der Pause die Arie „O Patria Mia“ („Mein Heimatland“) von Yana Kleyn (Aida), zu der das Publikum die Taschenlampen auf seinen Handys einschaltete und einen Sternenhimmel imitierte. Gänsehaut!
50 Tänzer und ein lokales Kinderballett (in Berlin Berlin Ballett & Tanzschulen Carola Vogel) stellten eine komplexe und sehenswerte Choreografie von Jerôme Knols auf der Bühne dar und machten aus dem „Aida-Event“ eine Mischung aus Oper, Musical und Theater.

Aber die Inszenierung der „Aida“ wurde erst durch das Bühnenbild von Andreas Freichels und Jasper Barendregt in Kooperation mit PROP-ART – eine der führenden Requisitenwerkstätten Deutschlands – zu einem wahren Spektakel: Eine mehr als 330 Quadratmeter große Tempelfassade, ein 700 Quadratmeter umfassender Nil in Form eines blauen Satins, ein durch die Zuschauermenge fahrendes Boot und ein fünf Meter großes und echt wirkendes Elefantenmodell, das von neun Puppenspielern gesteuert wurde, sind nur vier Bestandteile eines faszinierenden und kreativen Bühnenbildes, das ich noch nie zuvor in einer Oper gesehen hatte.
Die Kostüme von Ilka Rönitz-Leyh (Entwurf) und von Marieke Hendriks (Umsetzung) rundeten die authentische Reise ins Alte Ägypten ab.

Mein Fazit: Das Opernevent „Aida“ war ein wahrhaftes Spektakel und ein audiovisuelles Gesamtkunstwerk, das alle Sinne angesprochen hat. Die Oper der Superlative begeisterte nicht nur treue Opernliebhaber wie mich, sondern auch Opernneulinge. Die Opernsänger, die musikalische und tänzerische Umsetzung, das Bühnenbild und die Kostüme kreierten ein einzigartiges Erlebnis, das ich nie wieder vergessen werde! Ich hoffe, dass diese Produktion auch nächstes Jahr auf Tournee geht – sowohl mit „Aida“ als auch mit anderen Operninszenierungen.

Weitere Informationen:
https://www.facebook.com/aidaoperalive

Text und Fotos © E. Günther

Foto © E. Günther
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