90s Forever – Hits & Acrobatics im Wintergarten Berlin

Als Kind der 90-er Jahre liebe ich einfach alles an diesem Jahrzehnt: die Filme, die Mode, die Serien und … die Musik. Als ob der Wintergarten Berlin dies geahnt hätte, zelebriert er mit seiner neuen Show „90s Forever – Hits & Acrobatics“ unter der Regie von Frank Müller mein Lieblingsjahrzehnt. Und am Samstag, den 13. April 2024, feierten wir ausgelassen mit.

Es gab diesmal keine Moderatoren, sondern vier Sängergranaten, die durch die Show – eine Mischung aus einem nostalgischen Konzert und einer Weltklasse-Akrobatik – führten. Jay Khan, Keye Katcher (mir bereits aus der Show „Let’s Twist Again!” bekannt), Fannie (erlebte ich ebenfalls in „Let’s Twist Again!”) und Nadia Chavel bescherten uns viele wunderschöne Momente und gaben Lieder von den Backstreet Boys, Robbie Williams, Take That, Bon Jovi, Cher, Jennifer Lopez, Die Ärzte, Die Fantastischen Vier, Tic Tac Toe, Joachim Flut und Celine Dion zum Besten. Mit ihren sehr starken Stimmen, einer ausdrucksstarken Bühnenpräsenz und einem musikalischen Körpergefühl sorgten sie für eine fulminante Stimmung im Wintergarten. Alle Zuschauer sangen und tanzten begeistert mit. Es war schwer, auf seinem Stuhl sitzen zu bleiben.
Eine ausgelassene Stimmung, so noch nie zuvor im Wintergarten erlebt, ging mit von den vier Sängern hervorragend gesungenen Partyhits wie „Coco Jamboo“ (Mr. President), „Macarena“ (Los del Río), „Mambo No. 5“ (Lou Bega) und „I like to move it“ (Reel 2 Real) in Ekstase über, das Publikum kannte kein Halten mehr!

Doch es waren nicht nur die grandiosen Sänger und die beliebte Musik, die uns einen unvergesslichen Abend schenkten! Es waren auch die fabelhaften Weltklasse-Akrobaten, die die Bühne abfackelten! Ich habe schon so viele Shows im Wintergarten Berlin besucht, habe aber noch nie so viele Akrobatiknummern in einer Show erleben dürfen. Jeder der Artisten war in der Lage, mit seinem Talent eine ganze Show zu füllen.

Kashka (Katharina Lebedew) war für mich an dem Abend die Königin der Lüfte. Mit ihrer Nummer Hairhanging hat sie sehr viel Körpergefühl bewiesen und diese Nummer ganz leicht aussehen lassen. Dass sie auch am Boden in ihrem Element ist, zeigte sie mit ihrem ästhetischen Tanz auf der Bühne. Sie vertanzte jede Note mit ihrem Körper. Gänsehautmoment zum live gesungenen Lied „Nothing compares to you“ von Sinéad O’Connor.

Arsenii Khrapeichuk brachte mit seinem gut durchtrainierten Körper die Frauen zum Dahinschmelzen und mit seiner Körperbeherrschung in einer Handstand-Akrobatik zum Lied „Nothing Else Matters“ von Metallica das ganze Publikum zum anerkennenden Staunen.

Keine Zeit zum Durchatmen und Blinzeln hatten wir bei der Rollschuh-Artistik zu den Latin Pop-Songs „Living La Vida Loca” von Ricky Martin und „Let’s Get Loud” von Jennifer Lopez. Rasant, präzise und mit viel Leidenschaft für ihr Handwerk – das waren Skating Donnerts (The Skating Donnert’s).

Majestic Luxor war das Chamäleon auf der Bühne. Mit einem extravaganten Make-Up und einem Drag-Outfit fesselte er den Saal sowohl an den Strapaten als auch am Hula Hoop. Chers fantastisch in der Show interpretierten Lieder „Believe“ und „Strong Enough“ unterstrichen eine bedeutende Botschaft des Künstlers: Es gibt keine Grenzen in der Kunst.

Ein weiterer kraftvoller Act war das Duo Sienna. Am Vertical Pole und am Luftring verdrehten Sina Brunner und Vienna Holz mit einer synchronen Leichtigkeit ihre Körper und beeindruckten mit ihrer einzigartigen Performance den Saal.

„Mambo No. 5” und „Macarena“ sind zwei echte Partykracher, daher brauchte man auch einen Akrobatenkracher auf der Bühne. Nachdem Vladimir Omelchenko mit Olga Omelchenko zusammen jonglierte, raubte er mit seinem Rola Rola-Programm dem Letzten im Zuschauersaal den Atem. In drei Metern Höhe jonglierte Vladimir Omelchenko mit viel Lebensfreude auf mehreren übereinander gestapelten Brettern, als ob es das Einfachste auf der Welt wäre.

Jonglage präsentierte auch Selyna Bogino, aber ganz anders als erwartet. Mit ihren Füßen jonglierte sie sehr elegant mit fünf Bällen gleichzeitig. Ein Seltenheitswert in der Artistenwelt!

Doch es ging nicht nur schwungvoll auf der Bühne des Wintergarten zu, es gab auch die Momente der Entschleunigung, die aber mich umso mehr in ihren Bann zogen. Die Künstlerin Yurie nahm mit ihrem Federtanz zum Lied „The Show Must Go on“ von Queen das Publikum gefangen und entführte den Zuschauer in eine friedliche Traumwelt. Es war magisch!

Mit SangSoon Kim wurde es ebenfalls magisch in der Show. Er zauberte mit seinen Sneakers, für mich ganz neu in der Zauberwelt. Mit seinem Charisma ließ er die Sneaker wachsen oder ihre Farbe wechseln.

Mein Fazit: „90s Forever – Hits & Acrobatics“ ist für mich die rundum beste Show, die ich im Wintergarten Berlin gesehen habe! Es ist die beeindruckendste Stimmung, die ich je so im Publikum im Wintergarten erlebt habe! In kurzen Wechseln werden mit viel Liebe zur Musik und Inbrunst die Hits der 90-er Jahre von vier Sängern live gesungen und dazu getanzt und von international bekannten Akrobaten waghalsige und atemberaubende Nummern gezeigt. Eine bombastische Show, noch bis zum 21. Juli 2024 im Wintergarten Berlin!

Adresse: Wintergarten Berlin
Potsdamer Str. 96
10785 Berlin

Dauer: ca. 160 Min. inkl. Pause

Weitere Informationen:
https://wintergarten-berlin.de/shows/90s-forever/
https://www.facebook.com/WintergartenBerlin

Text und Fotos © E. Günther

Foto © E. Günther
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FALLING | IN LOVE – die neue opulente Grandshow im Friedrichstadt-Palast Berlin

Fühlt Ihr Euch manchmal auch in der lauten Welt nicht gehört? Wisst Ihr manchmal auch nicht, zu welcher Gruppe Ihr gehört? Aber warum muss man sich überhaupt entscheiden? Reicht es nicht, einfach man Selbst zu sein? Ist nicht jede Farbe wunderschön?

Diese Fragen werden in „FALLING | IN LOVE“, der neuen opulenten Grandshow im Friedrichstadt-Palast unter der Regie von Oliver Hoppmann, beantwortet. Dabei wurde die farbenprächtige und glitzernde Show der Superlative von William Blakes Gedicht „The Garden of Love“ inspiriert.
Mit über 14 Millionen Euro Budget ist „FALLING | IN LOVE“ die bisher teuerste Produktion des Friedrichstadt-Palastes.

Am Samstag, den 20. Januar 2024, begaben wir uns auf eine Reise in die Diamond City, dem Handlungsort der Geschichte, und wurden Zeugen eines mit 100 Millionen Swarovski-Kristallen besetzten Kostüm- und Bühnenbildes und damit der glitzerndsten Grand Show in der Geschichte des Friedrichstadt-Palastes.
In der funkelnden Diamond City existieren nur drei Farben: Rot, Blau und Grün. Um ein Teil der Gesellschaft zu sein, muss man sich für eine dieser Farben entscheiden. Die drei unterschiedlichen Farben bilden keine Einheit, sondern stellen unterschiedliche Welten bzw. Gärten dar. Jede Farbe versucht, mit ihrem jeweiligen Vertreter die Menschen von den Vorzügen ihrer jeweiligen Farbenwelt zu überzeugen und für ihren Garten zu gewinnen.

Die drei unterschiedlichen Gärten werden von den drei talentierten Sängern Marc Chardon, Floor Krijnen und Jara Buczinski präsentiert. Mit starkem und voluminösem Gesang und einem farbintensiven Tanz mit dem Tanzensemble in den Farben ihres jeweiligen Gartens ziehen sie alle Register. Zur poppigen Live-Musik von Daniel Behrens werden von den Sängern drei aufeinanderfolgende groovige Lieder die drei unterschiedlichen Gärten vorgestellt. So weiß der Zuschauer am Ende nicht, für welche Farbe er sich entscheiden würde.

Auch der Hauptfigur der Geschichte in „FALLING | IN LOVE“ geht es nicht anders: You. You ist ein gehörloser Poet, der sich von der Gesellschaft nicht gehört und nicht verstanden fühlt. Der Hauptcharakter weiß nicht, wo er hingehört, was durch sein weißes Outfit verdeutlicht wird. You möchte sich für keine einzige Farbe entscheiden und wird deswegen von den drei Gärten aus der Stadt in die Unterwelt verstoßen. Doch auch dort gibt er seine Suche nach der wahren Liebe und seinem Platz in der Welt nicht auf.
Callum Webdale, ein ebenfalls gehörloser Künstler, interpretiert fantastisch die Rolle des träumenden Poeten. Mit seiner ausdrucksstarken Körpersprache verbildlicht er die Gefühle der Hauptfigur und tanzt sich mit dem Modern Dance in die Herzen des Publikums.

In der Welt der Außenseiter trifft You auf Leon, das letzte Chamäleon. Leon glaubt nicht mehr an die einzelnen Farben und zeigt You die Welten, in denen er verkehrt: u.a. eine mysteriöse Perlenwelt. Das Chamäleon erzählt You vom Garten der Liebe, in dem man sich nicht für eine Farbe entscheiden muss, weil alle Farben gleichberechtigt nebeneinander leben.
Olivier Erie St.Louis, dessen Gesang und Schauspiel ich bereits in der vorherigen Show im Friedrichstadt-Palast (Arise) mit viel Applaus honoriert habe, begeisterte mich auch in seiner Rolle des Chamäleon.

Auf seiner Reise mit Leon lernt You eine andere Außenseiterin kennen: Me, eine nach Freiheit strebende Rebellin, die nicht weiß, was Liebe ist. Während sie You das Gefühl der Freiheit näherbringt, zeigt ihr You, was wahre Liebe bedeutet. You und Me werden zu einer Einheit, die zusammen die Grenzen der starren und einseitigen Welt überwindet.
Laura Panzeri, vielen in der Rolle der Prinzessin Jasmin in Disneys Musical „Aladdin“ bekannt, entzückt dabei mit ihrem Gesang und Schauspiel in der Rolle Me.

Stage-Architekt Arthur Mamou-Mani kreierte in der Show fantastische Traumwelten, die uns entführen und uns alles Andere vergessen lassen. Eine Perlenwelt mit einem Pool aus Swaroswki-Kristallen, Meerjungfrauen und andere farbenprächtige Fantasywesen schaffen eine opulente und farbenprächtige Welt auf der Bühne. Jean Paul Gaultiers exzentrische Kostüme mit seinen typischen Besonderheiten wie dem spitzen „Madonna-BH“, der Matrosen-Kleidung und den erotischen Korsagen vervollständigen das Bild einer fantasievollen Parallelwelt.

Doch die Show ist nicht nur rasant und dynamisch, sondern bietet auch Momente der Entschleunigung, zum Beispiel mit dem „Sanddorn Balance Act“ des Künstlers Andreis Jacobs Rigolo. Fast 15 Minuten lang erlebt der Zuschauer, wie der Artist mit seinen bloßen Händen und einem unglaublichen Fingerspitzengefühl dreizehn übergroße und hölzerne Palmblätter zu einem Gebilde baut – nur von der Feder des Poeten zusammengehalten.

Nach der Pause geht es aber in der zweiten Hälfte noch schneller und bunter weiter.
Wer wie ich bis jetzt jede Show im Friedrichstadt-Palast besucht hat, weiß, was in keiner Show fehlen darf: die berühmte Chorus Line des Tanzensembles. Auch diesmal schafft es die Choreografin Alexandra Georgieva uns zu überraschen, in dem die Line anders als gewohnt dargeboten wird. Ganz in schwarz und mit langen weißen Handschuhen kommen die 15 Tänzer, diesmal sowohl Frauen als auch Männer, auf die Bühne und bringen das Publikum zu einem frenetischen Applaus.
Auch der Bungee Trapez Act und die Trampolin-Akrobatik versetzen die Zuschauer in Begeisterung.


Am Ende erlebt der Zuschauersaal eine optimistische und schöne Welt, die wahrscheinlich nur so auf der Bühne stattfinden wird: Es ist ein Neuanfang mit allen Gärten und Farben, die friedlich und respektvoll nebeneinander existieren. Was für eine schöne Botschaft und Würdigung der 28 Nationen und der verschiedenen Religionen, die im Friedrichstadt-Palast täglich harmonisch zusammen arbeiten. Ein Ende, das nicht nur mich zu Tränen rührte!

Mein Fazit: Dem Regisseur Oliver Hoppmann gelingt mit „FALLING | IN LOVE“ eine zugleich glamouröse und nachdenkliche Show. Der Zuschauer fühlt mit der Figur You, ihrer Suche nach der wahren Liebe und Zugehörigkeit und verinnerlicht die Botschaft der Show: Alle Farben und Menschen sind wunderschön! Die intensiven und farbenprächtigen Bilder, die gefühlvollen und schnellen Lieder der Sänger und die eindrucksvollen Akrobatik-Programmpunkte berühren und unterhalten. „FALLING | IN LOVE“ ist ein Must-See im Friedrichstadt-Palast.

Adresse: Friedrichstadt-Palast
Friedrichstraße 107
10117 Berlin

Weitere Informationen:
https://www.facebook.com/friedrichstadt.palast
https://www.palast.berlin/show/falling-in-love/

Text © E. Günther
Titelfoto / Key Visual © Friedrichstadt-Palast
Fotos © Nady El-Tousny

Key Visual ©️ Friedrichstadt-Palast
Foto © Nady El-Tousny
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Flashdance – What A Feeling! im Theater am Potsdamer Platz und auf Tournee durch Deutschland, Österreich und Schweiz

„[…] Take your passion
And make it happen […]“
aus „What A Feeling!“ von Irene Cara

Das Lied „What A Feeling!“ von Irene Cara, der Titelsong zum Tanzfilm „Flashdance“, wurde nicht nur mit einem Oscar ausgezeichnet, sondern ist bis heute ein Klassiker.
40 Jahre nach der Kinopremiere im Jahre 1983 kommt mit „Flashdance“ der Disco-Klassiker der 80er-Jahre, der neben „Dirty Dancing“, „Footloose“ und „Fame“ Millionen von Jugendlichen zum Tanzen brachte und auch die späteren Generationen prägte, auf seiner Tournee endlich nach Berlin, ins Theater am Potsdamer Platz.

Am Samstag, den 16. September 2023, ging auch ich mit viel Tanzbegeisterung im Herzen in das Theater am Potsdamer Platz und konnte es kaum erwarten, die Bühnenadaption des Films von Adrian Lyne – unter der Regie von Christoph Drewitz- mit Songs von Produzent Giorgio Moroder und Keith Forsey zu erleben.
Der Sänger und Songschreiber Tom Hadley und der Filmregisseur Robert Cary verfassten das Buch zu dem Musical „Flashdance“, Robbie Roth war für die ergänzend komponierte Musik verantwortlich.

Wer jedoch einen der größten Tanzfilme der Filmgeschichte bis heute noch nicht geschaut hat, dem sei an dieser Stelle die Handlung des Kultfilms erzählt:
Alexandra „Alex“ Owens hat große Träume: Während sie tagsüber als Schweißerin arbeitet, tanzt sie nachts in einem Club und träumt von einer großen Karriere als Tänzerin. Dafür muss sie aber eine klassische Tanzausbildung an der Shipley Tanzakademie in Pittsburgh absolvieren, was für sie, eine Arbeiterin aus der Mittelschicht, unmöglich scheint.
Als ob sie nicht schon genug Probleme hätte, geht sie mit ihrem Chef Nick eine Liebesbeziehung voller Stolpersteine und Missverständnisse ein und muss ihre Freundin Gloria aus einer unglücklichen Lage retten. Schafft es Alex trotzdem, ihren großen Traum zu verwirklichen?

Es gibt im Filmgeschäft DIE Filmrollen, die mit einer bestimmten Schauspielerin/ einem bestimmten Schauspieler verbunden sind, die es unmöglich machen, diese Rolle mit einer anderen Darstellerin/einem anderen Darsteller zu besetzen. Diese Sorge hatte ich auch bei der Figur Alex, die im Film großartig von Jennifer Beals gespielt wird. Doch zum Glück wurde ich im Musical „Flashdance“ eines Besseren belehrt.
Marije Louise Maliepaard wird in dem Musical zur Figur Alex. Maliepaard zeigt das ganze Spektrum einer sehr guten Musicaldarstellerin: Sie spielt sehr glaubhaft die auf den ersten Blick selbstbewusste und ihre Freiheit liebende Alex, die ihren Prinzipien treu bleiben und alles alleine schaffen will, doch im Grunde ihres Herzens zerbrechlich ist und von Selbstzweifeln geplagt wird. Marije Louise Maliepaard legt ihre ganze Seele in ihre leidenschaftlichen und kraftvollen Tanzszenen und den starken Gesang. Eine großartige Leistung von der Musicaldarstellerin!

Zunächst war ich bei der Besetzung der Figur des Nick Hurley ein wenig skeptisch. Schließlich sieht der Musicaldarsteller Adam Demetz (Adam’s Day Demetz) der Filmfigur gar nicht ähnlich, doch meine Skepsis legte sich gleich in der ersten Minute, als ich den Musicaldarsteller in seiner Rolle überzeugend agieren und mit seiner rockigen Stimme habe singen hören.
Adam Demetz stellt authentisch Nick Hurley dar, der trotz seines Reichtums auch mit Problemen zu kämpfen hat. So muss er sich immer wieder für sein Familienerbe entschuldigen, seine Menschlichkeit beweisen und fast täglich um seine Liebe zu Alex kämpfen. Ein sehr überzeugender Darsteller und Sänger!

Zu den hellsten Sternen an dem gestrigen Abend gehörte für mich Diana Schnierer. Diana Schnierer übernimmt die Rolle der Gloria, Alex‘ beste Freundin, und zeigt, dass Frauen zu jeder Zeit sexuell ausgebeutet wurden. Genauso wie Alex träumt auch sie von einer Karriere als Tänzerin, doch vertraut sie dem falschen Mann und landet schließlich in einem Stripclub, wo sie mit Kokain gefügig gemacht wird.
Diana Schnierer beweist eine enorme Bühnenpräsenz und bringt den Zuschauer mit ihrer herzzerreißenden Interpretation des Liedes „Gloria“ von Laura Branigan zum Weinen.

Weiterhin hat mich an dem gestrigen Abend der Musicaldarsteller Christopher Dederichs in seiner Rolle des Jimmy begeistert. Jimmy träumt davon, ein berühmter Komiker zu werden, doch leider fehlt ihm das nötige Talent dazu. In seinem beruflichen Eifer stößt er seine Liebe Gloria von sich und treibt sie in die Hände des skrupellosen C.C. Zuerst dachte ich, dass die Rolle Jimmy nur dafür da ist, um die Zuschauer zum Lachen zu bringen, doch dann sang der Musicaldarsteller und stellte auch gesanglich sein Talent unter Beweis.
Nick Maia bringt mit seiner Rolle des Antagonisten C.C., der die naive Gloria ausnutzt, das Publikum gegen die Figur auf, aber überzeugt mit seiner schauspielerischen Interpretation.

Der Film-Soundtrack gehört mit seinen mehr als 20 Millionen verkauften Alben zu den weltweit meistverkauften Musikalben. Die Musik im Musical war genauso mitreißend wie im Film. Die Live-Band mit ihrem Dirigenten Jonathan Bueker interpretierte live die bekannten Hits des Films, darunter „What A Feeling“, „Maniac“ und „Gloria“. Die bekannten Songs werden im englischen Original gesungen, alle anderen Songs und Dialoge finden auf Deutsch statt. Die temperamentvollen Choreographien (Kerstin Ried) – Modern Dance, Aerobik, Ballett etc.- rissen jeden Filmfan von seinem Stuhl. Auch das Bühnenbild (Adam Nee) mit blitzschnellem Bühnenwechsel war hervorragend konzipiert.

An dem Film bemängelten einige Filmkritiker damals, dass er zu wenig Handlung biete, doch dem muss ich nach dem Besuch des Musicals erneut widersprechen. Es werden sehr viele wichtige Themen im Leben angesprochen: Liebe, Freundschaft, Loyalität, Hingabe, die sexuelle Ausbeutung der Frau, die Überwindung der gesellschaftlichen Hindernisse und die Tatsache, dass man immer an seine Träume glauben sollte.

Mein Fazit: What A Feeling! Egal, ob Ihr den Film gesehen habt oder nicht, das Musical wird euch sehr gefallen, denn hier stimmt einfach alles: der Cast, die Lieder und die Choreografie. Am Ende sprang ich auf und tanzte begeistert. Bis zum 8. Oktober 2023 läuft das Musical „Flashdance“ noch im Theater am Potsdamer Platz und zieht dann weiter nach Karlsruhe.

Showdauer: ca. 2,5 Stunden inkl. einer Pause

Weitere Informationen zum Musical und zu den Tourneedaten:
https://showslot.com/flashdance/?gad=1&gclid=EAIaIQobChMIx4i5ufqwgQMVDZuDBx0JDw2JEAAYASAAEgLoFvD_BwE
https://www.facebook.com/flashdancemusicalontour

Text © E. Günther
Key Visual © ShowSlot
Fotos © Nico Moser

Key Visual © ShowSlot
Foto © Nico Moser
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WOODSTOCK VARIETY SHOW – Festival Hits & Acrobatics

– Love, Peace and Happiness im Wintergarten Berlin –

Es ist Euch bestimmt aufgefallen, dass im Moment zahlreiche Influencer nach Palm Springs reisen, um an dem Coachella-Festival teilzunehmen. Was im Jahr 2023 das Coachella-Festival ist, war im Jahr 1969 das Woodstock-Festival – nur mit einer wichtigen Botschaft: Love, Peace and Happiness. Und auch heute, 54 Jahre danach, inspiriert das Festival zahlreiche Musiker und ermutigt Jugendliche in ihrem Kampf gegen Krieg und Ungerechtigkeit. Damals trafen sich für drei Tage 400.000 zumeist junge Menschen, um gemeinsam die einzigartige Live-Musik von Janis Joplin, Jimi Hendrix, The Who und vielen anderen zu feiern, aber auch um eine deutliche Message gegen den Vietnam-Krieg zu setzen.

Auf dem Festival entstand zudem der mit einem Oscar ausgezeichnete Film „Woodstock“, der noch immer zu den erfolgreichsten Dokumentarfilmen zählt und den legendären Spirit des Festivals in die ganze Welt transportierte. Zum Gedenken an den Mythos Woodstock veranstaltet der Wintergarten Berlin die musikalische Akrobatikshow „WOODSTOCK VARIETY SHOW – Festival Hits & Acrobatics“, die wir am Samstag, den 15. April 2023, besucht hatten.

Um 20 Uhr ging der Vorhang auf und anwesende Hardcore-Fans der Woodstock-Musik von Santana, Janis Joplin, Joe Cocker und Jimi Hendrix und Gäste, die nur durch Erzählungen und Filmaufnahmen das Festival kennen, bekamen in dem wie immer ausverkauften Wintergarten Berlin eine explosive Show geboten.

Für mich stand jedoch die Show auch noch unter einem persönlichen Motto: „Wiedersehen mit alten Bekannten“, denn die fünf Sänger der Show kannte (und liebte) ich bereits aus anderen Shows: Die Sängerin Achan Malonda überzeugte mich mit ihrer kraftvollen Stimme und ihrer starken Bühnenpräsenz bereits in dem Musical „Affe“. Vanessa S. durfte ich schon in der Wintergarten-Show „Take it easy“ live erleben und jedes Mal nimmt sie mich nicht nur mit ihrer natürlichen Art ein, sondern zeigt, dass ihr sowohl zarte als auch rockige Nummern liegen.

    Woodstock bedeutet für mich das Streben nach Freiheit, das in einer guten Rockmusik ausgedrückt wird. Und kein anderer kann das für mich so gut verkörpern wie die Rockröhre Max Buskohl, der schon mit Paul McCartney und Bono auf der Bühne stand und die Musik auf der Bühne mit jeder Pore seines Körpers lebt.
    Zu unserer großen Freude stand genauso wie bei den Shows „Take it Easy“ und „Staunen“ wieder der großartige und unverwechselbare
    Crsto (Christopher Ciraulo) auf der Bühne des Wintergarten Berlin. Wir freuen uns jedes Mal wie kleine Kinder, wenn wir ihn auf der Bühne erleben dürfen, denn Crsto ist unser persönlicher „the greatest showman on earth“. Eine beeindruckende Stimme, die jedes Lied auf eine eigene – wunderschöne – Art und Weise interpretieren kann und ein enormes Talent, das Publikum zu unterhalten.
    Besonders gefreut hat es mich diesmal, dass der Sänger Jez Green nicht wie bei anderen Show im Hintergrund agierte, sondern diesmal ins Zentrum gerückt wurde. Seine rauchige Stimme und seine Liebe für die Bühne gehören für mich einfach in den Vordergrund jeder Show und machen ihn zum Joe Cocker des Wintergarten.

    Wer schon häufiger im Wintergarten war, der weiß, dass die Musik in den Shows oft eine dienende Funktion für die Akrobatikprogrammpunkte übernimmt. Während die weltbesten Artisten auftreten, singen begnadete Sänger an der Seite der Akrobaten. In dieser Show war das Konzept jedoch anders: Die sehr talentierten Musiker begleiteten zwar auch diesmal die einzelnen Akrobaten musikalisch, doch gaben sie in dieser Show auch eine Art eigenständiges Woodstock-Konzert, das von dem Publikum mit begeisterten Jubelstürmen honoriert wurde.

    Von Beginn an konnten die Sänger und die furiose Live-Band (Jan Stolterfoht, Aeneas Martens, Otto Block, Axel Schäfer, Sebastian Düwelt und der oben erwähnte Sänger Jez Green) die Zuschauer begeistern und zum Singen und Klatschen animieren. Es war für mich schwierig, nur auf meinem Stuhl zu sitzen und nicht die Bühne zu erobern, um mit den Künstlern gemeinsam zu performen.
    Die Filmausschnitte von dem Woodstock-Festival im Hintergrund taten ihr Übriges, um uns endgültig in die Zeit des Festivals zu versetzen.

    Doch eine Show im Wintergarten lebt nicht nur von ihren Sängern und Musikern, sondern brilliert auch durch ihre talentierten und international bekannten Akrobaten. Eröffnet wurde die Show durch
    Victor Krachinov. Der fröhliche Wirbelwind zauberte mit seiner Jonglage mit bis zu sieben Bällen und später mit Keulen, die er mit Tanzeinlagen verbunden hat, jedem im Zuschauersaal ein Lächeln ins Gesicht.
    Guillaume Karpowicz bewies, dass das Spiel mit einem Diabolo auch aufregend sein kann, wenn man es innovativ und mit einem bestechenden Charme präsentiert.

    Für zugleich ruhige und mystische Momente in der Show sorgte der Illusionist Simone Al Ani, der seine Ringe und Kugeln zu etwas Besonderem verwandelte und ihnen Leben einhauchte. Für einen Moment vergaßen die Zuschauer ihre Sorgen und den Alltag. Zum Lied „As tears go by“ belegte der Künstler wieder mein Motto: Mit Gelassenheit und Harmonie kann man man die Herzen der Menschen erreichen.

    Die gestrige Show war eine schöne Mischung aus ruhigen und temperamentvollen Momenten, für die unter anderem folgende Artisten sorgten: Valerie Inertie brachte mit ihrer feurigen Tanzperformance in, mit und auf dem Cyr Wheel zum Lied „Spinning Wheel“ von Blood, Sweat & Tears die Bühne zum Beben. Das Duo Karpovich Brothers erfreute uns nicht nur mit seiner schnellen und waghalsigen Show am Teeterboard, sondern zog das Publikum auch mit seinem komödiantischen Talent auf seine Seite.

    Zu meinen absoluten Highlights an dem Abend gehörte das Showpaar Diego und Elena. Das Paar präsentierte uns an den Stapaten einen schnellen Kleiderwechsel in der Luft und ein Programm voller magischer Momente. Viktoriia Dziuba ließ uns mit ihrem Programm bestehend aus Kontorsion und Handstand-Equilibristik aus dem Staunen nicht mehr herauskommen. Wenn sie ihren Körper ästhetisch verbog, ging jedes Mal ein Raunen durch den Zuschauersaal.

    Mein Fazit: Wieder eine fantastische Show im Wintergarten Berlin! Phänomenale Stimmen der fünf Ausnahmesänger, fabelhafte Akrobaten, charismatische Künstler und das Lebensgefühl des Woodstock-Festivals in einer Show! Noch bis zum 16. Juli 2023 könnt Ihr die Show im Wintergarten Berlin live erleben.

    Adresse: Wintergarten Berlin
    Potsdamer Str. 96
    10785 Berlin

    Weitere Informationen:
    https://wintergarten-berlin.de/shows/woodstock-variety-show/
    https://www.facebook.com/WintergartenBerlin

    Text und Fotos © E. Günther
    Titelbild © Wintergarten Berlin

    © Wintergarten Berlin
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    Gewinnspiel: 2×2 Karten für „Der Blaue Montag“ am 6. Februar 2023 – die einzigartige Comedyshow in Die Wühlmäuse

    „Die Wühlmäuse“ ist ein 1960 von Dieter Hallervorden und einigen Schauspielkollegen, wie z.B. von Wilfried Herbst, gegründetes Kabarett-Theater, das an einem Montag die Show „Der Blaue Montag“- „das lebende Stadtmagazin“ – veranstaltet, in der Comedians, Kabarettisten, Literaten, Sänger, Satiriker und Akrobaten auftreten.

    Am Montag, den 6. Februar 2023, wird es bereits den 212. „Blauen Montag“ geben. Auch diesmal wird Arnulf Rating, der 2019 den Bayrischen Kabarettpreis für sein Lebenswerk erhalten hat, den Abend moderieren. Folgende Acts werden an diesem Abend auch dabei sein: die Lenard Streicher Band, die fetzigen Jazz und Rock’n’Roll spielt; Ü 53, die selbstironischen Artisten beweisen, dass Alter nur eine Zahl ist; Anatoli Akerman, der Starclown im Roncalli-Zirkus, viele kennen ihn aus Tim Burtons „Dumbo“-Neuverfilmung;
    Christoph Kuch – Mentalist, der Weltmeister-Mentalmagier; Gordon Brettsteiger, ein Meister des norddeutschen Humors; Christof Spörk, der auf witzige Art und Weise verrückte Musikkaberretist;
    Der Wolli, Hamburgs Comedy-Stern und C.Heiland, der musikalische Komiker mit dem Omnichord.
    Es verspricht ein krachend lustiger und unterhaltsamer Abend zu werden!

    Habe ich Euch neugierig gemacht? Dann fasse ich noch einmal alles Wichtige zusammen:

    Was? 2×2 Eintrittskarten für den „Blauen Montag“ in den Wühlmäusen
    Wann? Montag, den 6.Februar 2023, um 20 Uhr
    Wo? Die Wühlmäuse, Pommernallee 2-4, 14052 Berlin
    Was muss ich dafür machen? Die Blogseite „Mein Event-Tipp“ und diesen Beitrag liken und unter dem Beitrag einen Kommentar hinterlassen!

    Das Gewinnspiel endet am Sonntag, den 29. Januar 2023, um 16 Uhr. Der Rechtsweg ist wie immer ausgeschlossen.
    Viel Glück!

    Text © E. Günther
    Foto © Maulhelden Büro

    „Hedwig and the angry Inch“ im Renaissance-Theater Berlin – das grenzüberschreitende Kultstück

    Das Stück „Hedwig and the Angry Inch“ ist Kult. Am Off-Broadway von Peter Askin, Susann Brinkley und James B. Freydberg am Jane Street Theatre produziert und dort am 14. Februar 1998 uraufgeführt, hat es schon längst auch in Deutschland unter der Regie von Guntbert Warns einen Legendenstatus erreicht. Davon konnte ich mich am Freitag, den 30.12.2022, im Renaissance-Theater selbst überzeugen.

    Doch wovon handelt „Hedwig and the angry Inch“?
    Das Stück handelt von dem jungen und homosexuellen Hansel, der in der DDR aufwächst. Hansel verliebt sich in einen amerikanischen Soldaten und begleitet ihn in die USA. Doch vorher muss sich Hansel zu Hedwig umoperieren lassen. Aber die OP misslingt, ein kleines Überbleibsel bleibt: the angry Inch. In den USA trennt sich das Paar.
    Erneut verliebt sich Hedwig, diesmal in Tommy. Hedwig greift Tommy unter die Arme und lehrt ihn alles über den Rock und das Schreiben von Songs. Mit Hedwigs Unterstützung und ihren Songs wird Tommy ein Star und verlässt daraufhin Hedwig.
    Hedwig gibt nicht auf und geht mit ihrer Punk-Band „The Angry Inch“ und ihrem neuen Mann Yittzhak auf Tournee.

    Sven Ratzke spielt Hedwig. Oder ist Sven Ratzke Hedwig? Das konnte ich nicht mehr eindeutig beantworten, denn Sven Ratzke spielt nicht diese Rolle, er lebt sie. Mit blonder Mähne und viel Schminke, in einem schwarzen Minikleid, mit lauter und rockiger Stimme und mit einem vulgären Mundwerk begeisterte die Kunstfigur Hedwig jede Generation im Saal. Wir erlebten ein bombastisches Rockkonzert und schmunzelten über obszöne Gesten und Witze. Dabei wurde Hedwig von Itzhak (Noelle Haeseling) und ihrer Band „The Angry Inch“ begleitet. Punk, Glamrock und sehr viel gute Laune – Hedwigs „Schnecken“ konnten auf ihren Stühlen nicht still sitzen. Die Botschaft war klar: Wir alle, unabhängig von unserem Geschlecht, unserer Religion, unserer Hautfarbe und unserer sexuellen Orientierung, suchen nach Anerkennung und nach der bedingungslosen Liebe.

    Mein Fazit: Ein Musical? Ein Rock-Konzert? Auf jeden Fall ein Kultstück! Geschlechtsspezifische und sexuelle Grenzen werden einfach gesprengt, denn wir sind alle eins: Menschen, die in „Hedwig and the angry Inch“ nicht nur eine fetzige Musik erleben, sondern eine Kultfigur, die von dem Kultdarsteller Sven Ratzke verkörpert wird. Das nächste Mal könnt Ihr Hedwig am 28. April 2023 live im Renaissance-Theater erleben.

    Adresse: Renaissance-Theater
    Knesebeckstraße 100
    10623 Berlin

    Weitere Informationen:
    https://www.facebook.com/RenaissanceTheater
    https://renaissance-theater.de/

    Text und Fotos © E. Günther

    Foto © E. Günther
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    Ku’damm 56 – Das Musical im Stage Theater des Westens – ein musikalischer Spiegel der deutschen Nachkriegsgeschichte

    Egal, wem ich davon erzählt habe, dass ich am Samstag, den 17. Dezember 2022, das Musical „Ku’damm 56“ im Stage Theater des Westens besucht habe, er hat große Augen bekommen, denn „Ku’damm 56“ ist jedem ein Begriff. Bei dem Musical handelt es sich nämlich um die Bühnenadaption des national und international sehr erfolgreichen ZDF-Dreiteilers aus dem Jahr 2016. Nach dem beachtlichen Erfolg schrieb Autorin Annette Hess auch das Drehbuch zum Musical „Ku’damm 56“. Mit Peter Plate und Ulf Leo Sommer konnte ein renommiertes Songwriter-Duo gewonnen werden, das schon für Sarah Connor und Rosenstolz Songs geschrieben hat.
    Ich muss ehrlich zugeben, dass ich vorher die ZDF-Serie nicht gesehen habe, aber von dem Erfolg des Musicals angetan war. Mit mehr als 150.000 verkauften Tickets ist „Ku’damm 56“ das erfolgreichste neue deutsche Musical des Jahres 2021. Auch in diesem Jahr strömen viele in das Stage Theater des Westens, um das Musical zu sehen. „Ku’damm 56“ erhielt zudem den Deutschen Musical Theater Preis, darunter für das beste Musical und die beste Komposition. Also sehr viele Gründe, das Musical zu sehen!

    Doch wovon handelt das Erfolgsmusical „Ku’damm 56“?
    Die Geschichte spielt in dem Jahr 1956 und handelt von der Tanzschulinhaberin Catherina Schöllack, die im Berlin der Nachkriegsjahre sowohl ihre Tanzschule „Galant“ am Kurfürstendamm als auch ihre drei Töchter Monika, Helga und Eva mit viel Strenge und Disziplin führt. Der einzige Wunsch der alleinerziehenden Mutter ist, ihre drei Töchter an einen erfolgreichen Mann zu verheiraten. Aber während es ihr dies bei ihren Töchtern Helga und Eva zu gelingen scheint, enttäuscht sie die Tochter Monika auf ganzer Linie.
    Gelingt es Catharina, auch dieser Tochter ein Korsett aus gesellschaftlicher Anpassung anzuziehen und ihre Tanzschule vor den ausländischen Tanzeinflüssen wie Rock’n’Roll und Rumba zu retten oder bleibt Monika ihre einzige Tochter, die keinen Erfolg mit den Männern hat?

    Das strenge Oberhaupt der Familie Schöllack ist Catherina. Sie führt mit strenger Hand das Matriarchat und lässt keine Gefühle zu. Statt Mutterliebe bekommen ihre drei Töchter Disziplin und gesellschaftlichen Druck beigebracht. Catherina vermisst die alten und züchtigen Zeiten, in der nicht zur Urwaldmusik getanzt wurde. Dies wird vor allem in ihrem Lied „Früher“, das operettenhafte Elemente aufweist, deutlich. In ihrem Leben verfolgt sie nur ein Ziel: Die Töchter sollen einen angesehenen und reichen Mann heiraten. Ob ihre Töchter dabei glücklich sind, ist ihr egal. Vor allem Monika leidet sehr unter der strengen Beziehung und der Abweisung ihrer Mutter. Diese abweisende Haltung und die genauen Gründe dafür werden später in dem Musical genauer beleuchtet.
    Vanessa Wilcek ist für mich die ideale Besetzung, da sie diese negative Mutterrolle mit sehr viel Hingabe und Leidenschaft umsetzt. Catherina spiegelt das ganze Lügengebilde der Gesellschaft wider. Obwohl sie ihren Töchter etwas Anderes predigt, verbirgt sie vor ihren Töchtern gleich mehrere dunkle Geheimnisse.
    Für mich war diese Darstellung preisverdächtig, was dazu führte, dass ich trotz meiner Abneigung für die harte und distanzierte Mutter Catherina Schöllack frenetisch für die Darstellerin Vanessa Wilcek applaudiert habe. Erst am Ende lässt die verbitterte Catherina Gefühle zu, doch da ist es schon zu spät.

    Die mittlere Tochter Monika bereitet ihrer strengen und konservativen Mutter Catharina die größten Sorgen. So findet sie die Mutter nicht hübsch genug und nicht talentiert genug, um einen Mann zum Heiraten zu finden. Zu allem Überfluss wird Monika auch noch von der Hauswirtschaftsschule geschmissen. Nirgendwo fühlt sich Monika akzeptiert und angekommen. Sie ist ein Freigeist, der in seiner eigenen Welt lebt und sich nicht an die von der Gesellschaft vorgegebenen Konventionen anpassen will. Die Tragödie spitzt sich zu, als Monika vergewaltigt wird und damit ein uneheliches Kind erwartet. In der damaligen Zeit ein Skandal!
    Der Charakter Monika wird von Sophia Riedl gespielt, die eine Wucht auf der Bühne ist. Gleich in der ersten Sekunde erkennt man ihre unglaubliche Bühnenpräsenz und ihre starke Stimme. Sophia Riedl schafft es nicht nur, uns mit der Figur Monika eine Identifikationsfigur und eine Sympathieträgerin zu präsentieren, es gelingt ihr auch, Monikas Reifeprozess in der Geschichte glaubhaft darzustellen. Zunächst ist Monika ein unscheinbares und farbloses Mädchen. Später findet sie aber in dem Rock’n’Roll ihre Selbstliebe und ihren rebellischen Willen und wird so zu einer mutigen und emanzipierten Frau. Eine sehr starke Leistung von der Musicaldarstellerin Sophia Riedl!

    Im Gegensatz zu Monika steht die älteste Tochter, die die Erwartungen ihrer Mutter und der Gesellschaft mit Bravour erfüllt. Sie heiratet mit dem angehenden Staatsanwalt Wolfgang eine gute Partie und ist eine brave Ehefrau und Hausfrau. Doch entlarvt sie auch den Schein der damaligen Gesellschaft, in der alles nicht so perfekt war, wie es schien und Andersartigkeit nicht akzeptiert wurde. Helgas Träume von einem glücklichen Familienleben müssen zerplatzen, denn ihr Ehemann war vor der Hochzeit nicht ganz ehrlich zu ihr und kann deswegen keine Gefühle zu seiner Ehefrau aufbauen. Aber selbst als ihr Mann unter Alkoholeinfluss sie schlägt, bleibt sie die gehorsame Ehefrau, die das damalige typische Frauenbild vertritt.
    Marlene Jubelius spielt grandios die zunächst über beide Ohren verliebte und verträumte junge Frau Helga, die in der Ehe nicht das erhoffte Glück findet. Das berührende Lied „Alles wird gut“ verdeutlicht, dass Helga mit ihrer naiven Art bis zum Schluss daran glaubt, dass Wolfgang und sie noch als Mann und Frau zueinander finden werden.

    Die dritte und jüngste Schwester ist Eva, die attraktive und sinnliche Krankenschwester. Im Krankenhaus strebt sie es an, das Herz des sehr viel älteren Chefarztes zu gewinnen und schließlich seine Frau, die Frau Professorin, zu werden. Mirjam Wershofen verkörpert perfekt das blonde Dümmchen Eva, das im Leben nur ein Ziel hat: eine gesellschaftlich angesehene Ehefrau zu werden. Doch dann verliebt sie sich in einen Sozialisten und weiß nicht, ob sie ihren Gefühlen oder den Wünschen ihrer Mutter folgen soll.
    Mirjam Wershofen überzeugt gleich zu Beginn mit dem Lied „Das kann nur die Rumba“ und beweist auch im Folgenden ihr Schauspieltalent und ihr Gesang. Zunächst erscheint die Figur sehr naiv und verdrängt die geschichtlichen Ereignisse, indem sie diese als „Gräuelmärchen“ bezeichnet. Doch auch diese Rolle ist sehr vielschichtig, denn Eva sehnt sich nach der mütterlichen Anerkennung und der Liebe ihres verstorbenen Vaters.

    Der Produktion gelingt mit der Besetzung der weiblichen Rollen ein Coup nach dem anderen, doch auch die männlichen Darsteller interpretieren ihre Rollen sehr überzeugend. Dazu zählt auch
    Dennis Hupka mit seiner Darstellung des Anwaltes Wolfgang von Boost. Wolfgang ist ein Muttersöhnchen und wird von seiner Mutter dominiert. Er heiratet Helga und hofft, dass er nun auch privat glücklich wird. Doch Wolfgang versucht, mit der Ehe der Realität zu entkommen, denn er liebt Männer. Da Homosexualität damals als eine Krankheit angesehen wurde und Wolfgang alles dafür tun möchte, um ein guter Ehemann zu sein, entscheidet er sich für eine Elektroschocktherapie. Der Zuschauer nimmt Dennis Hupka die Darstellung das zutiefst unglücklichen und verzweifelten Mannes ab und leidet mit ihm mit, wenn er das Lied „Ein besserer Mensch“ singt.

    Eine weitere gebrochene Männerfigur in dem Musical ist Joachim Frank. Frank hat einen herrischen und dominanten Vater und quält sich sehr, weil sein Bruder gestorben ist und er die Erwartungen seines Vaters nicht erfüllen kann. Seinen Frust und seine Hoffnungslosigkeit ertränkt er im Alkohol, der seinen Verstand benebelt. So vergewaltigt er unter Alkoholeinfluss Monika. Doch ist er kein typischer Antagonist, denn der Zuschauer selbst in der letzten Reihe spürt Franks Qualen. Patrik Cieslik lebt mit jeder Pore seines Körpers die Rolle des unglücklichen Sohnes eines Rüstungsgiganten. Der authentischen Darstellung ist es zu verdanken, dass man die Figur nicht hasst, sondern deren Gewissensbisse und deren Entwicklung zu einem reifen Mann erkennt. Frank übernimmt Verantwortung für seine Handlung und will Monika nicht nur ehelichen, sondern hegt wahre Gefühle für sie.

    Joachim Franks strenger Vater Otto Franck wird fabelhaft von Rudi Reschke gemimt. Der Vater ist Chef der Frank-Werke und an Gefühlskälte nicht zu überbieten. Obwohl sein Sohn im Krieg durch eine von seiner Fabrik produzierten Waffe umgekommen ist, treibt er die Geschäfte in der Rüstungsindustrie voran. Zudem vertritt er eine sehr frauenfeindliche Einstellung, für die 1950-er Jahre aber eine sehr typische. Eine Frau hat für ihn keinen besonderen Wert und Monika sei von seinem Sohn nur schwanger geworden, weil sie ihn verführt habe.

    Der absolute Gegensatz zu dieser Männerfigur symbolisiert die Frohnatur Freddy. Freddy liebt und lebt den Rock’n’Roll und schafft es nicht, sich zu binden, da er nichts im Leben verpassen möchte. Mit seiner frechen und befreiten Art gewinnt er Monikas Herz und wird ihr ein guter Freund. Freddy zeigt Monika mit dem Nachtklub „Frau Brause“, dass sie ein anderes, besseres und freieres Leben haben kann. Doch auch er versteckt hinter seiner fröhlichen Fassade viel Traurigkeit. Auf seinem Unterarm trägt er eine Nummer, die im Zweiten Weltkrieg für viele einen unmenschlichen Tod bedeutete.
    Pedro Reichert beweist sehr viel Spielfreude und Talent mit seiner Darstellung des Charakters Freddy, der ein Gegenbild zu den Vorstellungen der damaligen Gesellschaft porträtiert.

    Konrad Adenauer erklärte einmal mit dem folgenden Satz die Tatsache, dass viele Politiker und Beamten in der Bundesrepublik Deutschland eine NS-Vergangenheit haben: „Man schüttet kein schmutziges Wasser weg, solange man kein sauberes hat.“
    Für diese Gruppe steht auch Professor Dr.Fassbender, dessen Ehefrau Eva werden möchte. Jetzt ein angesehener Nervenarzt in der Psychiatrie für Frauen war er früher an unmenschlichen Verbrechen beteiligt. Doch der Darsteller Holger Hauer spielt aber nicht nur mit viel Inbrunst den Arzt, der eine dunkle Vergangenheit hat, sondern einen Mann, der von seiner ersten Ehefrau betrogen wurde und deswegen nur schwer vertrauen kann.

    Eine absolut andere Aufarbeitung der Kriegsverbrechen im Zweiten Weltkrieg repräsentiert die Rolle des Gerd. Gerd schämt sich sowohl für seine Verbrechen als Soldat als auch für seine Verbrechen als Privatmensch, denn seine von ihm vor seiner Einberufung geführte Tanzschule wurde von den Nazis den vorherigen und rechtmäßigen jüdischen Besitzern weggenommen. Nun will er seine Schuld begleichen, indem er ein besserer Mensch ist und gegen (Alt-)Nazis kämpft. Doch diese Entscheidung hat zur Folge, dass sie das Leben von vier Menschen negativ beeinflusst. Die Schuldgefühle der Figur setzt der Darsteller Martin Timmy Haberger glaubhaft auf der Bühne um.

    Eine weitere Männerfigur im Musical ist Assmann (sehr gut von
    Jerry Marwig gespielt), Tanzlehrer in der Tanzschule „Galant“ und mehr als eine Stütze für Catherina. Für Catherinas Töchter, vor allem für Monika, ist er ein wichtiger Vaterersatz.

    Peter Plate und Ulf Leo Sommer haben uns mit dem Musical „Ku’damm 56“ eine Musik geschenkt, die für immer im Gedächtnis bleibt. Dabei findet man unterschiedliche Musikrichtungen im Musical: dynamische Rumba, emotionale Operette, einprägsamer Pop und mitreißender Rock‘n‘Roll. Die „Mutter Brause“-Band unter der Leitung von Caspar Hachfeld performte sowohl bärenstark als auch gefühlvoll. Da die Band permanent auf der Bühne ist, hatte man das Gefühl, auf einem Konzert zu sein. Zumindest tanzte ich sehr oft auf meinem Sitz. Trotz der schweren Themen klang die Musik frei und fetzig und man verließ den Saal mit vielen Ohrwürmern. Das Lied „Berlin Berlin“ ist für mich zu der inoffiziellen Hymne unserer Stadt geworden. So stand bei der Zugabe am Ende bei diesem Lied das ganze Publikum und hat ausgelassen getanzt.

    Die Kostüme von Andrew D. Edwards sind sehr detailgetreu und bilden mit viel Liebe den Kleidungsstil der 1950-er Jahre ab: schwarze Lederjacken und Petticoats bei den jungen Frauen, züchtige Kleidung bei den reiferen Frauen. Das Bühnenbild mit dem abfallenden Putz von den Wänden verdeutlicht den anstehenden Umbruch in Deutschland. Die Fassaden bröckeln und fallen ab, während etwas Neues entsteht. Auch die Choreografie von Jonathan Huor zeigt das. Die ältere Generationen halten an alten, anständigen Tänzen fest, während die Jüngeren mit dem wilden Rock’n’Roll ein neues (Zeit-)Alter einleiten.

    Mein Fazit: Das Musical „Ku’damm 56“ unter der Regie von Christoph Drewitz ist ein Must-See in Berlin, denn es zeigt ein Stück deutscher Nachkriegs­geschichte. Wir erleben getrennte Familien, gebrochene Menschen, Menschen, die sich nach den Zeiten unter Hitler zurücksehnen; Menschen mit Schuldgefühlen, noch immer klassische Männer- und Frauenrollen und deren Einfluss auf die Eltern-Kind-Beziehungen, unterdrückte und stigmatisierte Homosexualität, Kriegsverbrechen, die noch ungenügend aufgearbeitet wurden, aber auch die Rebellion der jüngeren Generation und die in Ansätzen beginnende Emanzipation der Frau. Es passiert so unglaublich viel auf der Bühne, dass die Zeit zu schnell vergeht und es einem nie langweilig wird. Dabei wirkt das Musical trotz seiner schweren Themen nie erdrückend und unterhält den Zuschauer großartig, was der perfekten Besetzung und der herrlichen Musik zu verdanken ist. Das Musical wurde wegen seines enormen Erfolges erneut verlängert. Bis zum 19. Februar 2023 habt Ihr noch im Theater des Westens die Gelegenheit dazu, dieses einmalige Musical zu besuchen!

    Adresse: Stage Theater des Westens
    Kantstraße 12
    10623 Berlin

    Weitere Informationen:
    https://www.stage-entertainment.de/musicals-shows/kudamm-56-berlin?gclid=EAIaIQobChMIvtq9nqKU_AIVl49oCR2gLQqVEAAYASAAEgKGxvD_BwE&et_uk=05375913bf634652861cc94ace633c46
    https://www.facebook.com/kudamm56.musical

    Text © E. Günther
    Titelbild © Stage Entertainment
    Fotos © Jörn Hartmann und Dominic Ernst

    Titelbild © Stage Entertainment
    Foto © Jörn Hartmann und Dominic Ernst
    Foto © Jörn Hartmann und Dominic Ernst
    Foto © Jörn Hartmann und Dominic Ernst
    Foto © Jörn Hartmann und Dominic Ernst
    Foto © Jörn Hartmann und Dominic Ernst

    Palazzos neue Dinnershow „Eskapaden“ – Europas Dinnershow Nummer 1

    Früher war es immer eine wichtige Familientradition: mit der gesamten Familie in den Wintermonaten die neue Dinnershow im Palazzo Berlin besuchen. Doch dann kam die Pandemie und wir mussten mit der Tradition brechen. Umso glücklicher waren wir, als wir erfuhren, dass Palazzo in seiner 14.Spielzeit eine neue Show auf die Beine stellt: „Eskapaden“.
    Für Samstag, den 19. November 2022, buchte ich also gleich Karten. Mit Glück konnten wir feststellen, dass sich mit den Jahren nichts im Zelt am Bahnhof Zoo verändert hat: Im schön gestalteten Spiegelpalast angekommen wird man von dem netten Servicepersonal zum edel dekorierten Tisch mit Kerzen geführt.
    Die Tische für die 370 Gäste stehen entweder direkt an der Bühne (Manege), in der Mitte des Saals (Rangbereich) oder im äußeren Rundgang (Logen). Trotzdem sieht man auch am weit entferntesten Tisch alles, was auf der Bühne passiert.

    Die Sternenköche Kolja Kleeberg und Hans-Peter Wodarz waren auch in dieser Spielzeit Gastgeber der neuen Show „Eskapaden“ unter der Regie von Aitor Basauri und Verena Schmidt und servierten ein köstliches Vier-Gänge-Menü, zu dem ich nach der Vorstellung des Showprogramms kommen werde.
    In der neuen Show „Eskapaden“ hatten wir gleich zwei Showmaster, den Comedian Gregor Schaller und die Clownin Mooky Cornish, die uns mit ihrem komödiantischen und gesanglichen Talent hervorragend durch den Abend führten. Die Slapstickeinlagen von Gloria (Mooky), die endlich ein Star werden wollte, verursachten viele Bauchschmerzen – vor Lachen.

    Für die musikalische Unterhaltung sorgte in der Show die bezaubernde Niamh O’Reilly, die jedes Lied zu ihrem eigenen Lied machte. Doch sie konnte nicht nur als Sängerin jeden Ton treffen, sondern auch als Akrobatin. Als Artistin sang O‘Reilly auch während des einhändigen Handstandes auf den Balancierstützen einfach weiter. Musikalisch begleitet wurde sie von der Band Brothers in Law (Erez Frank, Joda Foerster, Magnus Bang Olsen, Leo Auri und Marcel Rainer), die für eine unglaublich gute Stimmung im Palazzo sorgte.

    Mein absoluter Höhepunkt in der Show war das Duo Waz’O. Dass eine Beziehung nicht nur gefühlvoll, sondern auch leidenschaftlich ist, bewies uns das Artistenpaar am Trapez. Marie-Christine Fournier und Louis-David Simoneau demonstrierten die Sensibilität und Leidenschaft in einer Beziehung zwischen zwei Liebenden – und das mit einer unbeschreiblichen Körperbeherrschung in einem sehr schwungvollen Showprogramm. Diese Balance zwischen Körperkraft und Eleganz in der Höhe raubte vielen Zuschauern den Atem.

    Auch Lena Ries am Luftring und zur musikalischen Begleitung schuf viele magische Momente in der Show und bewies, dass eine Frau sowohl zerbrechlich als auch stark sein kann.
    Energiegeladen wurde es mit dem Duo Ilya (Ilya Kotenyov) und Misha (Mikhail Murzalimov) am Schleuderbrett. Bis in die Kuppel des Spiegelpalastes schleuderten sie sich gegenseitig im Programm.

    Den Gleichgewichtsjongleur Vladimir Omelchenko durfte ich schon einmal live erleben. Und auch in dieser Show überzeugte er uns mit einer erstklassigen Rola Bola-Performance. Über mehrere übereinander gestapelte Rollen zeigte er sein Können als Artist und Entertainer und das mit einer bewundernswerten Leichtigkeit.

    Bertan Canbeldek kannte ich schon aus einer anderen Show und wieder beeindruckte er mich mit seiner Bouncing Jonglage mit Bodenkontakt. Erneut belegte der charismatische Canbeldek, wie man Jonglage modern und spritzig interpretieren kann.

    Zwischen den einzelnen Showprogrammen wurden die vier Gänge des berühmten Sternekochs Kolja Kleeberg serviert. Jeder Gang bot sowohl etwas fürs Auge als auch für den Gaumen.
    Als Vorspeise wird in dieser Saison ein Thunfisch-Tatar mit Zitronen-Kräuter-Sauce, Avocado-Olivensalat & Minz-Taboulé an den Tisch gebracht. Der Zwischengang ist diesmal ein indisches Tomaten-Linsen-Curry mit gebackenem Blumenkohl, Kichererbsen-Bällchen und Cashew. Als Hauptgang wird wie immer im Palazzo Berlin die Ente gereicht, in dieser Spielzeit mit eingelegter Zitrone, Panch Phoron, Spinat und roter Zwiebelcreme. Den süßen Abschluss bildet der Schokoladenkuchen „Königin von Saba“ mit eingelegten Kirschen und Stracciatella-Eis. Auch Vegetarier bekommen in der Show ein köstliches Menü serviert (siehe Foto).

    Mein Fazit: Wie in jeder Spielzeit durften wir auch diesmal einen glamourösen Abend im Palazzo Berlin erleben. Wir wurden kulinarisch verwöhnt und vom Personal wie Könige behandelt. Doch nicht nur unser Gaumen, sondern auch unsere Augen und Ohren kamen dank des Showprogramms auf ihre Kosten. Bis zum 05. März 2023 könnt Ihr noch die Dinnershow „Eskapaden“ im Palazzo Berlin besuchen.

    Adresse: Palazzo Berlin
    Hertzallee 41
    10787 Berlin

    Übrigens gibt es auch in den Städten Hamburg, Wien, Nürnberg und Stuttgart eine Palazzo-Dinnershow, allerdings mit einer anderen Show, einem anderen Sternekoch und einem anderen Menü.

    Weitere Informationen:
    https://www.facebook.com/palazzoberlin
    https://www.palazzo.org/berlin/de/home.html

    Text und Fotos © E. Günther
    Titelbild © Palazzo Berlin

    Foto © Palazzo Berlin
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    GOLDEN YEARS – die berauschende 20-er Jahre Varieté Revue No 2 im Wintergarten Berlin

    Der Wintergarten Berlin feiert in diesem Jahr seinen 30. Geburtstag und das mit der berauschenden 20-er Jahre Varieté Revue No 2: GOLDEN YEARS.
    Am Samstag, den 8. Oktober 2022, besuchten wir die Show und wurden ein Teil der Hommage an die Roaring Twenties und an die musikalisch und künstlerisch fulminante Zeit.
    Die Zwanziger Jahre standen für unbändigen Spaß, exzessive Feiern, ein exzentrisches Nachtleben und auch für die Emanzipation der Frau. Dieser glitzernden Seite der Goldenen Zwanziger widmet sich die aktuelle Show vom Regisseur Rodrigue Funke, der auch schon die Show „Staunen“ im Wintergarten auf die Beine stellte.

    Und weil die Roaring Twenties so viele schöne und starke Frauen ins Rampenlicht brachten, stand es natürlich auch außer Frage, dass uns eine schöne und starke Frau durch den Abend führte:
    Die Moderatorin und Sängerin Nina de Lianin war nicht nur verboten verführerisch, sondern bezauberte die Zuschauer auch mit ihrem starken Gesang und ihrem Charme. Diese wunderschöne Powerfrau zog uns sofort in ihren Bann und agierte als Sängerin, Moderatorin und Tänzerin ausdrucksstark auf der Bühne.
    An ihrer Seite stand ein nicht minder starker Mann: der Regisseur der Show, Rodrigue Funke. Rodrigue Funke wusste ganz genau, dass er mit seiner Hundenummer mit dem Foxterrier Loulou das Publikum sofort entzücken wird. Aber auch alleine auf der Bühne war er der perfekte Entertainer in der Show.

    Auch bei dieser Show bewies der Wintergarten, dass er nicht nur für hervorragende Livemusik, sondern auch für brillante und weltweit gefeierte Akrobaten steht. Den Anfang mache ich mit dem positiven und humorvollen Trio Czasar, das uns mit seinem Lächeln begeisterte, um uns anschließend mit einem dreifachen Salto Mortale am Schleuderbrett aufzuputschen.

    Gefühlvoll wurde es mit dem Duo Dasha und Vadym. Zuerst beeindruckte uns das Duo mit seinem leidenschaftlichen Tanz auf dem Boden und raubte uns danach in der Luft am Vertikaltuch den Atem. Eine intensive Performance, die zu meinen Highlights an dem gestrigen Abend zählte.
    Santeri Koivisto an der Pole zeigte, wie ästhetisch schön ein kraftvoller Körper sein kann. Ein hochklassiger Akrobat, der auch als Schauspieler auf der Bühne glänzte!

    Mit Diva Tomasz, die ich schon in der Show „Atemlos“ im Wintergarten bewunderte, zog weiter Magie in den Wintergarten ein. Durch ihr ständiges Drehen und Wirbeln der Flügel erzeugte sie schöne Bilder. In Verbindung mit Marlene Dietrichs Lied „Sag mir, wo die Blumen sind“, das von Nina de Lianin live gesungen wurde, tauchte ich in eine andere Welt ein und wischte mir wie viele andere im Publikum einige Tränen weg. Dieser bildstarke Gänsehautauftritt untermauerte, wie sinnlos Kriege sind. Eine heutzutage unglaubliche aktuelle und starke Botschaft!
    Doch Diva Tomasz kann mehr als berühren. In der zweiten Showhälfte zeigte sie einen erotischen Bauchtanz, der uns in den Orient versetzte und dem Publikum ein Lächeln ins Gesicht zauberte.

    Mit Oscar Kaufmann kam eine Augenweide auf die Bühne. Mein Herz pochte sofort stärker, als ich den Artisten sah. Doch Oscar Kaufmann belegte sofort, dass er nicht nur attraktiv ist, sondern auch unglaublich begabt. Am fliegenden Hutständer in Fred Astaire-Manier zeigte er, wozu er als Akrobat in der Lage ist. Am Cyr Wheel verdrehte er dem Publikum schließlich zum zweiten Mal den Kopf.

    Das Duo Randols – Massimiliano Medini und Denise Garcia-Sorta – entzündete mit seiner rasanten Rollschuhakrobatik ein regelrechtes Feuerwerk.
    Die Mohamed Brothers, die ich bereits aus einer Fernsehsendung kannte, hoben die Körperbeherrschung auf ein ganz neues Level. Ihre Hand-auf-Hand-Performance hat die Zuschauer mitgerissen und zu einem frenetischen Applaus verleitet. Eine energiegeladene Performance, von der man eine ganze Show sehen konnte.

    Die Lady in Red, Samira Reddmann, schlüpfe am Trapez in die Rolle der erotischen Tänzerin Anita Berber und faszinierte mit ihren schellen und grazilen Bewegungen oben in der Luft. Dass Alter nur eine Zahl ist, bewies die über 70-jährige Eliane Baranton. Sie jonglierte mit ihren Füßen nicht nur Bälle, sondern auch einen großen Tisch.
    Phil Os, der Diabolo-Bändiger, war gestern ein Phänomen. Sein Programmpunkt war innovativ, schnell und frech.

    Neben den Moderatoren und den Artisten überzeugte mal wieder die Liveband im Wintergarten. Zu der Band Golden Boys gehörten Florent Mannant, den ich schon in „20 20 – Die 20er Jahre Varieté Revue“ live erlebte (Tenor Saxophon, Klarinette), Camille Pheleps (Klavier), David Hagen (Tuba und Kontrabass) und Chris Farr (Schlagzeug). Gemeinsam versetzten sie die Zuschauer musikalisch in die Goldenen Zwanziger und sorgten für eine beschwingte Stimmung im Saal.

    Mein Fazit: Es war gestern ein berauschender und fulminanter Abend. Mit der Show „GOLDEN YEARS“ gelingt dem Wintergarten mal wieder ein Coup. Die Moderatoren, die Artisten und die Musiker sorgten für eine perfekte Unterhaltung, die uns die aktuell schwierige Zeit vergessen ließ. Bis zum 17. Februar 2023 verspürt Ihr noch den Flair der Goldenen Zwanziger im Wintergarten Berlin und könnt eine Show der Extraklasse erleben. Ein absolutes Must-See in Berlin!

    Adresse: Wintergarten Berlin
    Potsdamer Straße 96
    10785 Berlin

    Weitere Informationen:
    https://www.facebook.com/WintergartenBerlin
    https://wintergarten-berlin.de/

    Text und Fotos © E. Günther
    erstes Foto © Wintergarten Berlin

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    Cabaret – das bedeutendste Musical der Berliner Geschichte im Tipi am Kanzleramt

    Das legendäre Musical „Cabaret“ aus dem Jahr 1966 begeistert bis heute unzählige Fans. Für die Verfilmung mit der wundervollen Liza Minelli gab es acht Oscars. Am Broadway ist „Cabaret“ noch immer ein Erfolgsgarant, mit acht Tony Awards ausgezeichnet. Über 300.000 Zuschauer sahen „Cabaret“ im Tipi am Kanzleramt und in der Bar jeder Vernunft. Nach zwei Jahren Pause wurde das bedeutendste Musical der Berliner Geschichte endlich wieder ins Programm des Tipi am Kanzleramt aufgenommen.
    Und so war es selbstverständlich, dass ich auch „Cabaret“ besuchen musste. Am Freitag, den 5. August 2022, war es endlich soweit.

    Die legendäre Inszenierung des amerikanischen Star-Choreographen und Regisseurs Vincent Paterson, die auf dem autobiographischen Episodenroman „Goodbye to Berlin“ von Christopher Isherwood basiert, stellt für mich das kontrastreichste Musical überhaupt dar. Man erlebt nicht nur zwei verschiedene Stimmungen auf der Bühne, sondern wird auch ein Teil der bedeutendsten Geschichte Berlins.

    „Life is a Cabaret“
    Der MC der Show nimmt uns auf eine Zeitreise ins Berlin der 30-er Jahre mit und zeigt uns den legendären Kit-Kat-Club, in dem alles möglich zu sein scheint und selbst die Grenzen der Geschlechter verwischt werden. Wir erleben eine fröhliche Gesellschaft, die keine Grenzen und keine Sorgen kennt. Tabus wie Homosexualität, Transsexualität, Sado Maso, ungezügelter Sex und Drogen werden hier gebrochen. Hier lebt jeder, wie es ihm gefällt, schließlich hat man auch keine Konsequenzen oder Repressalien zu befürchten.

    Zur selben Zeit reist Clifford Bradshaw, ein junger amerikanischer Schriftsteller, von Paris nach Berlin, um dort endlich seine Schreibblockade zu überwinden. Im Zug lernt er den deutschen Ernst Ludwig kennen, der ihm die Pension von Fräulein Schneider und den verruchten Kit-Kat-Club empfehlt. Offenbar schmuggelt Ernst Ludwig etwas nach Berlin, doch die tragische Tragweite dieses Schmuggels wird erst viel später aufgedeckt.

    Im Kit-Kat-Club lernt Clifford Sally Bowles, die vulgäre und koksende Sängerin und Tänzerin des Clubs, kennen, deren Stern aber im Club zu sinken scheint. Obwohl beide aus unterschiedlichen Milieus kommen, verlieben sie sich ineinander. Sally Bowles führt den naiven Bradshaw in das Partyleben Berlins ein und lässt ihn das Schreiben vergessen.

    Die rührendste Liebesgeschichte des Musicals findet aber nicht wie fast in jedem Musical zwischen zwei jungen Leuten statt, sondern zwischen der älteren Pensionsleiterin Fräulein Schneider und dem Obstladenbesitzer Herr Schultz, der seine Angebetete mit Obst überschüttet. Ihre reine Liebe wird dadurch gekrönt, dass Fräulein Schneider den Heiratsantrag von Herrn Schultz annimmt.

    „Die Party ist vorbei.“
    Fräulein Schneider und Herr Schultz feiern mit anderen Pensionsbewohnern und dem Kit-Kat-Club-Ensemble ihre Verlobung. Die zunächst ausgelassene Partystimmung wird aber durch den Auftritt Ernst Ludwigs gestört, der eine NSDAP-Uniform trägt. Dem Publikum wird klar: Die Zeit der Nationalsozialisten ist angebrochen und ihr unmenschlicher Aufstieg ist damit unaufhaltsam.
    Die Verlobungsfeier wird unterbrochen, weil Ernst Ludwig Fräulein Schneider indirekt droht, ihr den Gewerbeschein zu entziehen, falls sie Herrn Schultz, einen deutschen Juden, heiraten sollte.
    Eine dunkle Zeit bricht über Berlin herein, die Party und damit die ausgelassene Stimmung sind zu Ende.

    Jasmin Eberl spielt fantastisch das leichte Mädchen Sally Bowles, das keine Sorgen kennt und ihr Leben einfach in vollen Zügen genießen will. Eberls Stimme ist unfassbar stark und voluminös, ihre Mimik sehr ausdrucksstark. Wenn sie mit dem älteren Paar mitleidet und an ihren Beziehungsproblemen mit Clifford zerbricht, dann nimmt man ihr als Zuschauer das alles ab. An ihre Stimme habe ich noch das ganze Wochenende gedacht.

    Luca Schaub verkörpert auf eine sehr überzeugende Weise den etwas naiven und in das Gute im Menschen glaubenden Clifford Bradshaw, der zum Schreiben in das weltoffene Berlin kommt und die Auffassung vertritt: „Mensch ist Mensch“. Im Laufe seines Aufenthalts wird er, bedingt durch die geschichtliche Entwicklung in Berlin, aber maßlos von der Stadt enttäuscht.

    Barbara Schnitzler und Dirk Schoedon schaffen es auf Anhieb, mit ihrer herzlichen und sympathischen Darstellung der Fräulein Schneider und des Herrn Schultz und ihrem einzigartigen Charisma sich in die Herzen des Publikums zu spielen. Wir freuen uns für ihre Liebe und leiden mit ihnen, wenn ihre Liebe vor unüberwindbare Hindernisse gestellt wird. Meine Lieblingsszene im Musical findet zwischen den beiden Sympathieträgern statt: Herr Schultz bringt Fräulein Schneider eine Ananas mit, über die sich die ältere Dame aufrichtig freut, weil die Frucht zu der damaligen Zeit ein Luxusgut war.

    Michael Kargus, dem MC, haben wir es zu verdanken, dass eine solch erschreckende Geschichte der Stadt Berlin auch in einem Musical gezeigt werden kann und den Zuschauer nicht erstickt, denn er bricht durch seine ständigen verdorbenen Gesangs- und Tanzperformances das Ganze auf und unterhält den Saal, wenn dieser gerade dabei ist, seine Tränen zu trocknen. Kargus hat als Darsteller und als Sänger das Publikum auf ganzer Linie überzeugt.

    Jacqueline Macquala entlockt den Zuschauern mit ihrer Darstellung der Fräulein Kost, die ständig Matrosen in ihrem Zimmer empfängt und damit Fräulein Schneider an den Rand eines Nervenzusammenbruchs bringt, ein breites Grinsen im Gesicht. Hervorragend von Macquala verkörpert!

    Überhaupt sollte man an dieser Stelle das ganze Ensemble und die aus vier Mann bestehende Live-Band, die durch ihre schnellen Tanznummern und ihr Entertainment für einen unvergesslichen Abend sorgt, loben! Damian Omansen hat mit seiner musikalischen Leitung eine sehr gute Arbeit geleistet. Die Musik von John Kander und die Gesangstexte von Fred Ebb (ins Deutsche von Robert Gilbert übersetzt) werden sehr gut interpretiert. „Maybe This Time“, „Money-Money“, „Mein Herr“ und „Willkommen, Bienvenue, Welcome“ – alle beliebten Evergreens kommen im Musical vor.
    Die choreographische Einstudierung durch Paulina Plucinski, die Kostüme von Stefanie Krimmel und das Maskenbild von Beatrice Steppa sorgen dafür, dass Musical nicht nur eine geschichtliche Bedeutung hat, sondern auch sehr verführerisch wirkt.

    Mein Fazit: Das Musical „Cabaret“ ist eine „Musical-Legende“ und ein wichtiger Teil der deutschen Geschichte. Man sollte daher das Musical unbedingt einmal in seinem Leben besucht haben. 2,5 Stunden lang (mit einer 30-minütigen Pause) wird das Publikum auf höchstem Niveau unterhalten und zum Nachdenken gebracht, ohne einen aufdringlich zu belehren. Vor allem die Tatsache, dass die Geschichte in Berlin, am Nollendorfplatz, spielt, lässt einen nicht kalt.
    Die Besetzung der kleinsten Rolle ist sowohl im schauspielerischen als auch im gesanglichen Bereich perfekt. Die Musik und die Evergreens sind meisterhaft schön. Man empfindet in dem Musical so viele unterschiedliche und intensive Gefühle auf einmal. Zudem ist „Cabaret“ eines der erotischsten und verführerischsten Musicals.
    Also nichts wie hin! Lasst Euch wunderbar unterhalten! Das Musical läuft noch bis zum 25. September 2022 im Tipi am Kanzleramt und ist ein Must-See!

    Adresse: Tipi am Kanzleramt
    Große Querallee
    10557 Berlin

    Weitere Informationen:
    https://www.tipi-am-kanzleramt.de/
    https://www.facebook.com/TipiAmKanzleramt

    Text © E. Günther
    Fotos © Barbara Braun

    Foto © Tipi am Kanzleramt
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    Foto © E.Günther
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