Disneys „Hercules – Das Musical“ im Stage Theater Neue Flora – Das heldenhafte Musical in Hamburg

Für Disney ist man nie zu alt. Das wurde mir wieder letztes Jahr klar, als ich erfahren hatte, dass Disneys Animationsfilm „Hercules“ aus dem Jahr 1997 als Musical nach Hamburg kommen soll. Und als wäre das nicht schon Grund zur Freude genug, handelte es sich dabei um die zweite Weltpremiere eines Disney-Musicals in Deutschland. Im Jahr 1999 gab es schon mit „Der Glöckner von Notre Dame“ in Berlin eine Weltpremiere, nun feierte „Hercules“ im Jahr 2024 in Hamburg seine Weltpremiere. Also nichts wie hin nach Hamburg.
Am Samstag, den 6. April 2024, besuchte ich das heldenhafte Musical nach dem Buch von Robert Horn und Kwame Kwei-Armah und unter der Regie von Casey Nicholaw, der schon „Aladdin“ am Broadway einem begeisterten Publikum präsentierte.

Falls Ihr Euch mit der Geschichte um den Helden Hercules nicht auskennt, fasse ich den Inhalt hier noch einmal zusammen:
Zeus und Hera regieren zusammen auf dem Olymp. Zeus‘ Bruder Hades herrscht dagegen über die Unterwelt und ist mit dieser Aufteilung gar nicht einverstanden. Aus Angst vor der Erfüllung einer Prophezeiung rächt sich Hades an Zeus‘ Sohn Hercules, indem er ihn durch ein Gift zu einem Halbgott macht und ihn auf die Erde verbannen lässt. Dort wird er von einer Frau gefunden und liebevoll aufgezogen. Doch er ist von Anfang an anders als die anderen Menschen, da er noch immer über eine übermenschliche Stärke verfügt. Hercules erfährt zwar irgendwann von seiner wahren Herkunft, doch kann er nicht auf den Olymp zurück, da er kein Gott mehr ist. Nur wenn er eine uneigennützige Heldentat vollbringt, wird er wieder ein Gott.
Gelingt es Hercules, auf den Olymp zurückzukehren? Wird die Prophezeiung wahr und Hercules kann Hades besiegen? Und wer ist diese verführerische Meg? Liebt sie Hercules wirklich oder verfolgt sie ganz andere Pläne?

Zwar ist Hercules kein Gott mehr, doch verfügt er noch immer über göttlich starke Kräfte, die er zuerst nicht kontrollieren kann. Dies führt dazu, dass er eine ganze Stadt versehentlich zerstört und dadurch zum Außenseiter wird. Benet Monteiro übernimmt mit Bravour die Rolle des nach außen stark wirkenden, aber innerlich zerrissenen Helden. Monteiro ist im Moment der Musical-Star. Ich habe ihn schon vor „Hercules“ in drei Erfolgsmusicals live erlebt: als Sky in „Mamma Mia!“, als Kristoff in Disneys „Die Eiskönigin“ und als Hamilton in „Hamilton“ – für mich eines der besten Musicals, die je in Deutschland liefen. Und in seiner aktuellen Rolle ist er wieder überzeugend als charmanter Darsteller mit einer sanften und wohltuenden Stimme. Die Rolle des etwas naiven und von Selbstzweifeln geplagten Helden, der auf der Suche nach seiner Bestimmung ist und dabei auch um die Liebe zu Meg kämpft, nahm ich ihm voll ab. Mit seinem Solo „Endlich angekommen“ berührte Benét Monteiro jeden im Saal.

Hercules‘ Liebe Meg wird von der hinreißenden Mae Ann Jorolan fantastisch verkörpert. Seit ihren beiden unterschiedlichen Rollen in dem Musical „Hamilton“ bin ich ein unglaublich großer Fan der Musicaldarstellerin. Auch in dem Musical „Hercules“ war Mae Ann Jorolan ein besonderer Glücksfall für die Produktion. Sie ist nicht nur optisch ein Hingucker, sondern hat eine unfassbar starke Stimme und gewinnende Bühnenpräsenz. Jorolan spielt eine von einem Mann enttäuschte starke Frau, die ihren eigenen Weg gehen will und nicht nur eine Marionette der Männerwelt sein möchte. Aber der Charakter macht genauso wie Hercules auf der Bühne eine Entwicklung durch. Mae Ann Jorolan war an dem Abend für mich der blühende Star des Musicals.

Zwar wurde das Musical nach einem männlichen Helden benannt, doch überzeugt das Musical vor allem mit starken Frauenrollen, so auch mit den fast omnipräsenten fünf Musen, die als Erzählerinnen durch die Handlung führen und alles kommentieren:
Leslie Beehann (Kalliope), Chasity Crisp (Thalia), Venolia Manale (Terpsichore), UZOH (Klio) und Shekina McFarlane (Melpomene) machen Hercules oft Feuer unter dem Hintern und erobern mit ihren voluminösen Gospelstimmen die Herzen des Publikums im Sturm.

Auf seinem Weg zurück auf den Olymp wird Hercules von einem halbmenschlichen Wesen (Satyr: eine Mischung aus Mensch und Ziege) namens Phil unterstützt. Phil hat schon viele Helden ausgebildet, doch sie alle haben ihn enttäuscht. So ist er nun ein sturer Bock geworden und versinkt in Selbstmitleid. Nach anfänglicher Ablehnung wird er doch Hercules‘ Trainer und schließlich auch Freund und profitiert auch von dessen Erfolgen.
Stefano Francabandiera imitiert authentisch den bockigen und liebenswürdigen Heldentrainer und sorgt für viele Lacher.

Disney ohne einen Antagonisten, das geht gar nicht. Hades ist der Gott der Unterwelt und in seiner Boshaftigkeit nicht zu überbieten. Er manipuliert die Menschen und Götter und schreckt nicht einmal vor einem Mord an einem Familienmitglied zurück. Doch dem Musicaldarsteller Detlef Leistenschneider gelingt es hervorragend, die vielen Facetten des Disneybösewichten zu zeigen: mal ein skrupelloser Mörder, mal ein sarkastischer Weggefährte und mal ein von Mutterkomplexen geplagtes großes Kind.
Genial und mit viel Witz von Detlef Leistenschneider umgesetzt.

Für viele Lacher im Musical sorgen auch die Figuren Karl und Heinz, die Loyalität sehr flexibel definieren. Mit ihrer witzigen Art werden die beiden Figuren zu zwei Sympathieträgern, was der wunderbaren Darstellung von Mario Saccoccio und André Haedicke zu verdanken ist.

Dass in dem Musical „Hercules“ vor allem die Frauen brillieren, beweisen auch Marta Di Giulio als Hera, die Göttin der Ehe und der Frauen und Hercules‘ leibliche Mutter, und Sofie Mefan als Despina, Hercules‘ Ziehmutter. Vor allem von Mefans schöner Stimme hätte ich gerne noch mehr gehört.

Disneys Animationsfilme und Musicals leben von der einprägsamen und wunderschönen Musik. Und auch die Musik in „Hercules“ wurde von einem ganz großen Komponisten geschrieben: von Alan Menken, der uns schon die Musik in „Die Schöne und das Biest“, „Aladdin“, „Der Glöckner von Notre Dame“, „Rapunzel – Neu verföhnt“ und „Pocahontas“ schenkte und für seine grandiosen Kompositionen acht Oscars, elf Grammys und sieben Golden Globes erhielt. Die Musik in „Hercules“ ist ein Mix aus Gospel, poppigen Balladen und Jazz.
Die Liedtexte stammen von David Zippel, der in der Musikwelt auch ein großer Name ist: Ein Tony-Award, zwei Oscar-Nominierungen, drei Grammy-Nominierungen und drei Golden Globe-Nominierungen sprechen für sich.
In der Musicaladaption sind viele bekannte Lieder zu hören, darunter „The Gospel Truth“, „Zero to Hero“, „Go the Distance“ und „A Star is born“. Insgesamt gibt es 22 Lieder in dem Musical. Michael Kosarin komponierte zusätzlich sieben Songs für die Bühnenfassung, zum Beispiel „Ich weiß, das wird heut‘ mein Tag“ „Ein Stern geht auf“ und „Ein sauberer Schnitt“.
Das Orchester unter der Leitung von Hannes Schauz interpretierte sehr gut die einzelnen Songs, die mich noch später im Hotelzimmer begleiteten.
Die sehr schnellen Choreografien von Casey Nicholaw und Tanisha Scott passen sich sehr gut der Stimmung der einzelnen Lieder an und unterhalten fabelhaft die Zuschauer im Saal.

Das Bühnenbild von Dane Laffrey in Kombination mit dem Videodesign von George Reeves und dem Lichtdesign von Jeff Croiters ist für mich das Aushängeschild des Disney-Musicals „Hercules“. Das Publikum sieht auf der Bühne: den hellen und goldenen Olymp mit den Göttern, die lebhafte Erde mit dem Stadtleben und die dunkle und kahle Unterwelt mit vielen Steinen und spitzen Formen. Dass wir uns zu jeder Zeit in Griechenland befinden, wird durch die vielen sieben Meter großen und beweglichen Säulen verdeutlicht. Über eine herabgelassene Brücke mit fahrbaren Treppen, die mit 32 Totenköpfen verziert ist, gelangt man in die Unterwelt. Auf der Erde gibt es viele verschiedene Schauplätze: ein Marktplatz, die Taverne „Medusa“, ein Tempel, ein Rosengarten und das einfache Haus von Hercules’ Ziehmutter. Das imposante Bühnenbild wird durch die 3D-Bilder auf der Videowand im griechischen Mosaikstil unterstützt. Dank der Spezialeffekte von Jeremy Chernick verwelken die Rosen, wenn Hades den Garten betritt; die Statuen von Hera und Zeus werden zum Leben erweckt oder wir sehen, wie die Seelen die Körper der Toten verlassen.
Auch Handpuppen kommen in diesem Musical zum Einsatz, darunter viele gefährliche Fantasiewesen der griechischen Mythologie.
Das Kostümdesign von Gregg Barnes und Sky Switser rundet die Reise in die Welt der griechischen Mythologie authentisch ab.

Mein Fazit: Mit „Hercules“ gelingt der Stage-Produktion ein wunderbares Disney-Musical für Groß und Klein. Die Besetzung ist sehr überzeugend, die Musik einprägsam und mit den Choreografien temporeich und das Bühnenbild sorgt für viele WOW-Effekte! Das Stage Theater Neue Flora ist ein weiterer Grund, der Musical-Stadt Hamburg einen Besuch abzustatten.

Adresse: Stage Theater Neue Flora
Stresemannstraße 159 A
22769 Hamburg

Weitere Informationen:
https://www.facebook.com/herculesdasmusical
https://www.stage-entertainment.de/musicals-shows/disneys-hercules-hamburg?gad_source=1&gclid=EAIaIQobChMIgZO-o8PBhQMVZp9oCR3ToAMJEAAYASAAEgJFRvD_BwE&et_uk=2c87f9ffe7844bc8bb286ce0f2990208

Text © E. Günther
Fotos © Johan Persson/Disney/Stage Entertainment

Foto © Johan Persson/Disney/Stage Entertainment
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Foto © Johan Persson/Disney/Stage Entertainment

Giselle – das Meisterwerk des Romantischen Balletts in der Staatsoper Unter den Linden

„Giselle“ gilt als das Meisterwerk des Romantischen Balletts und gehört neben „Schwanensee“ und „Nussknacker“ zu den erfolgreichsten Balletten überhaupt. Am Freitag, den 8. März 2024, haben wir in der Staatsoper Unter den Linden den Grund dafür verstanden.
„Giselle“ ist ein Ballett in zwei Akten nach einem Libretto von Jules-Henri Vernoy de Saint-Georges und Théophile Gautier und wurde 1841 an der Pariser Oper uraufgeführt.
Patrice Bart ist für die aktuelle Choreographie und Inszenierung an der Staatsoper Unter den Linden verantwortlich und hält sich dabei an die ursprüngliche Choreografie von Jules Perrot und Jean Coralli zur Musik von Adolphe Adam.

Das Meisterwerk des Romantischen Balletts beruht auf der Sage der Wilis aus „De l’Allemagne“ (1835) von Heinrich Heine und handelt von dem Bauernmädchen Giselle, das gerne tanzt und sich in den adligen Albrecht, der sich als Bauer ausgibt, verliebt. Dieser wirbt um sie und bekundet ihr seine Verliebtheit. Doch Albrecht verschweigt nicht nur seinen wahren Stand, sondern auch die Tatsache, dass er einer anderen Frau versprochen ist.
Als Giselle die Wahrheit erfährt, wird sie wahnsinnig und stirbt an gebrochenem Herzen. Nach ihrem Tod wird sie zu einer Wili, einem Elfenwesen, das von einem Mann verraten wurde und vor ihrer Hochzeit gestorben ist. Von nun an führt sie das Schicksal einer Untoten, die Männer in der Nacht zum Tanzen verführt, bis sie vor Entkräftung sterben.
Eines Nachts kommt auch Albrecht an Giselles Grab. Droht ihm das gleiche Schicksal wie den anderen Männern? Oder ist Liebe stärker als Rache?

So eine bedeutende Rolle muss von einer bedeutenden Balletttänzerin vertanzt werden, daher stand es auch für mich außer Frage, wer Giselle tanzen sollte: Iana Salenko. Iana Salenko ist nicht nur erste Solotänzerin des Staatsballetts Berlin, sondern wird auch am 17. März 2024 vollkommen zurecht mit dem Ehrentitel „Berliner Kammertänzerin“ geehrt.
Salenko gelang es in „Giselle“ perfekt, die unterschiedlichen Facetten der romantischen Figur tänzerisch umzusetzen. Im ersten Akt ist Giselle eine lebensfrohe und optimistische junge Frau, die an die wahre Liebe glaubt. Sie liebt es, unbeschwert zu tanzen und ignoriert damit die Warnungen ihrer weisen Mutter. Mit vielen leichtfüßigen Sprüngen und Drehungen unterstrich Salenko die Lebensfreude ihrer Rolle. Als Giselle klar wird, dass Albrecht sie belogen hatte und einer anderen Frau versprochen ist, verliert sie den Verstand. Salenko spielte diese Szene mit so viel Leidenschaft und Überzeugung, dass es mich ebenfalls innerlich zerrissen hat.
Die kindliche Unbeschwertheit und Naivität der Giselle enden endgültig im zweiten Akt, wenn Giselle zu einer gefühlskalten Elfe wird. Doch Giselle durchbricht diese Kälte aus Liebe zu Albrecht und widersetzt sich damit der Königin der Wilis. Mit hingebungsvollen Sprüngen, Fouettés und Arabesken überzeugte Salenko mit weiteren tänzerischen Elementen im zweiten Akt. Eine perfekte Besetzung!

Genauso wie Giselle eine Entwicklung im Ballett durchmacht, entwickelt sich auch der Charakter Albrecht. Lebensbejahend und positiv ist Albrecht im ersten Akt und verführt die unschuldige Giselle. Kalle Wigle gab an dem Abend in der Rolle des adligen Albrechts sein fantastisches Rollendebüt. Mit vielen Luftküssen und großen Sprüngen verdeutlichte er Albrechts gedankenloses Werben um Giselle. Doch im zweiten Akt präsentierte Wigle dem Publikum einen anderen Albrecht, einen von Schuld geplagten jungen Mann, der seine Taten zutiefst bereut. Dieser Wandel spiegelte sich auch in seinen tänzerischen Bewegungen wider.

Eine absolute tänzerische Glanzleistung an dem Abend bot für mich auch Elisa Carrillo Cabrera. Elisa Carrillo Cabrera tanzte phänomenal in der Rolle der strengen und unnachgiebigen Myrtha, der Königin der Wilis. Sie interpretierte die Rolle mit einem emotionslosen Gesicht und einer bedrohlichen Gestik und demonstrierte eine kalte Herrscherin auf der Bühne. Elisa Carrillo Cabrera tanzte eine schwierige Choreografie auf Zehenspitzen und war auch tänzerisch die uneingeschränkte Königin.

Ebenfalls authentisch war Erick Swolkin in seiner Interpretation des Wildhüters Hilarion. Wahrhaftig in Giselle verliebt möchte er nur das Richtige tun. Doch durch seine Aufdeckung von Albrechts wahrer Herkunft ist er an Giselles Zerstörung mitbeteiligt und geht daran zugrunde. Der von Schuld geplagte Hilarion besucht Giselles Grab im Wald und wird ein weiteres Opfer der Wilis.
Wer mich an dem Abend emotional ebenfalls zutiefst berührt hat, war die Rolle der Berthe, Giselles Mutter (Martina Böckmann). Als sich Berthe auf den Körper ihrer toten Tochter stürzte, kamen mir viele Tränen.

Marius Stravinsky und das Orchester der Staatskapelle Berlin bewegten mit der einprägsamen und gefühlsbetonten Musik von Adolphe Adam das Publikum und transportierten dadurch die Bilder und Gefühle der Romantik.

Patrice Barts Choreografie und Inszenierung sind beeindruckend und herausragend. Wie schon in der ursprünglichen Choreographie von Jean Coralli und Jules Perrot unterscheiden sich die beiden Akte in der Choreografie, in der Farbgestaltung und in der Atmosphäre sehr stark voneinander.

Der erste Akt wirkt durch das Weinfest und die frisch Verliebten fröhlich und leicht. Die Protagonisten erfreuen sich ihres Lebens und tanzen heiter und beschwingt miteinander. Diese Freude wird durch die Wahl der warmen Farben und die vielen Blumen und die vielen Luftküsse zwischen den Protagonisten unterstrichen. Peter Farmer hat mit dem Entwurf der unterschiedlichen Kostüme und Farben die Stimmung des ersten und zweiten Aktes sehr gut eingefangen
Die Lebensfreude der Gesellschaft ist auch in der Choreografie sehr gut erkennbar und wird nicht nur durch den Pas de deux, die hohen Sprünge und schnellen Drehungen zwischen Giselle und Albrecht deutlich, sondern auch durch die gleichen Tanzelemente zwischen den Bauern.
Im 1. Akt gibt es sehr viel Pantomime als Form der darstellenden Kunst auf der Bühne. Dies habe ich so noch in keinem anderen Ballett erlebt.
Sehr viel Applaus gab es in dem ersten Akt für die 12 Takte: Iana Salenko hüpfte leichtfüßig über die gesamte Bühne auf dem gleichen Bein.
Der zweite Akt ist von dem „ballet blanc“ gekennzeichnet und wird deswegen „der weiße Akt“ genannt. Im Weiß tanzen die Wilis und wirken wie bedrohliche und mystische Geister. Die Wilis sind dazu verdammt, sich an den Männern für ihr trauriges Leben zu rächen und erscheinen als die Marionetten ihres Schicksals.
Im Corps de Ballet bewiesen die Tänzerinnen auf Zehenspitzen ihr ganzes Können und berührten die Zuschauer. Auch Wigle (Albrecht) und Salenko (Giselle) tanzten in einem Pas de deux im zweiten Akt wieder miteinander. Diesmal war das Tanzpaar nicht mehr freudig erregt, sondern zeigte eine körperliche Anspannung – passend zu der Geschichte im zweiten Akt. Eine Anspannung, die auch im Zuschauersaal spürbar war und sich nur in den vielen spontanen Bravorufen für die tänzerische Glanzleistung löste.

Mein Fazit: „Giselle“ gilt vollkommen zurecht als das Meisterwerk des Romantischen Balletts. Die Choreografie ist anspruchsvoll und wird von dem Tanzensemble grandios umgesetzt. Auch darstellerisch verlangt das Ballett durch die unterschiedlichen Stimmungen in den beiden Akten viel den Tänzern ab.
Jede kleinste (Tanz-)Rolle wurde sehr gut besetzt und zog das Publikum durch seine Präsenz und seinen Tanz in den Bann. Ein Must-See für alle Ballettliebhaber in der Staatsoper Unter den Linden!

Adresse: Staatsoper Unter den Linden
Unter den Linden 7
10117 Berlin

Weitere Informationen:
https://www.facebook.com/StaatsballettBerlin
https://www.staatsoper-berlin.de/de/veranstaltungen/giselle.10241/

Text © E. Günther
Fotos © Yan Revazov, Mariia Kulchytska und Admill Kuyler

Foto © Mariia Kulchytska
Foto © Admill Kuyler
Foto © Mariia Kulchytska
Foto © Yan Revazov
Foto © Yan Revazov
Foto © Yan Revazov

Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen

Als sehr großer Filmfan habe ich am Samstag, den 24. Februar 2024, die Deutsche Kinemathek, das Museum für Film und Fernsehen, am Potsdamer Platz besucht.
Die Deutsche Kinemathek wurde 1963 von Regisseur Gerhard Lamprecht gegründet und beinhaltet Sammlungen der Film- und Fernsehgeschichte. Mehr als 100 Jahre deutsche Filmgeschichte und 50 Jahre deutsche Fernsehgeschichte werden dem Besucher auf zwei Etagen gezeigt.
Die Filmgeschichte beginnt beim Stummfilm und den frühen Tonfilmen Anfang der 1930-er Jahre. Man sieht in der Ausstellung viele Kostüme, Plakate und Requisiten und auch Ausschnitte aus früheren und auch heute noch beliebten Filmklassikern, u.a.Fritz Langs Stummfilm „Metropolis“ (1927), der erste Science-Fiction-Film in Spielfilmlänge.
Die Ausstellung befasst sich auch mit dem Film in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus, den Künstlern im Exil und den Film im geteilten Deutschland.

Die Höhepunkte der Film- und Fernsehgeschichte werden unter anderem in einem großen Spiegelsaal festgehalten, auf dessen 8 Meter hohen Spiegelwänden ein Fernsehprogramm-Zusammenschnitt präsentiert wird und in dem man schöne Selfies machen kann.
Die Deutsche Kinemathek widmet sich sehr ausführlich einer der größten Filmschauspielerinnen: Marlene Dietrich. In der Marlene Dietrich Collection kann man berühmte Show-Kostüme und persönliche Gegenstände der legendären Schauspielerin aus Berlin bewundern.

Zudem gibt es in dem Film- und Fernsehmuseum eine Bibliothek, Sonderausstellungen und inklusive Angebote wie Tastführungen und Rundgänge in Gebärdensprache.

Mein Fazit: Für jeden Filmliebhaber ein Muss!

Adresse: Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen
Potsdamer Str. 2
10785 Berlin

Öffnungszeiten
Mittwoch bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr
Montag und Dienstag geschlossen

Preise: 9€, ermäßigt 5€

Weitere Informationen:
https://www.facebook.com/deutschekinemathek
https://www.deutsche-kinemathek.de/

Text und Fotos © E. Günther

Foto © E. Günther
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Die grimmigen Märchen „Prinzessin auf der Erbse“ und „Rotkäppchen“ im Glaspalast – Märchen für kleine und große Kinder auf dem Pfefferberg

Ich liebe den Winter, denn dann kann man ohne schlechtes Gewissen den ganzen Tag mit der Familie Märchen gucken, sowohl im Fernsehen als auch live auf der Bühne. Und genauso wie jedes Jahr habe ich das auch dieses Jahr, am Samstag, den 30. Dezember 2023, im Glaspalast auf dem Pfefferberg gemacht.
Im Glaspalast werden jedes Jahr im Winter Grimms Märchen für Kinder und für Erwachsene von grandiosen Darstellern neu interpretiert.

Ich habe Grimms Märchen bereits unzählige Male im Glaspalast gesehen: „Der gestiefelte Kater“, „Hans im Glück“, „Schneewittchen“, „Frau Holle“, „Hase und Igel“, „Ali Baba“ und „Aschenbrödel“. Alle diese Märchen waren ganz anders als erwartet und das Hexenberg Ensemble brachte das erwachsene Publikum in den Abendvorstellungen jedes Mal zum explodierenden Gelächter.
Auch am gestrigen Abend war der Glaspalast bis auf den letzten Platz gefüllt.

In dem ersten Märchen „Prinzessin auf der Erbse“ standen zwei mir sehr bekannte Theaterschauspieler auf der Bühne: Claudia Rippe und Andreas Klopp.
Andreas Klopp kannte ich bereits aus dem Theaterstück „Der Geizige“ (Molière) im Pfefferberg Theater und Claudia Rippe war mir bereits aus dem Theaterstück „BEING JANE DARK“ bekannt. Zudem sah ich beide schon einmal zusammen in Grimms Märchen auf der Bühne und zwar in dem Märchen „Rapunzel“. Schon dort bewiesen sie, dass sie ein eingespieltes Team sind. Dies bestätigten sie auch in „Prinzessin auf der Erbse“, wo sie vollen Körpereinsatz zeigten und der Frage nachgingen, wann eine Frau eine richtige Prinzessin sei. Eine wieder überzeugende Darbietung von beiden!

Nach einer 10-minütigen Pause kam mit „Rotkäppchen“ der absolute Höhepunkt und das zweite Märchen an diesem Abend, das ich bereits zum dritten Mal besucht habe, weil mir die Umsetzung so gut gefällt. Anatol Käbisch spielte sehr eindrucksvoll den bösen und wilden Wolf an diesem Abend und ging in der Rolle des felligen Draufgängers auf. Damit die Schauspielerin an Käbischs Seite nicht unterging, brauchte es natürlich eine genauso starke Persönlichkeit mit einem genauso überzeugenden Talent. Und mit Samia Chancrin, die die Rolle des züchtigen Rotkäppchens übernahm und die ich bereits aus dem Märchen „Ali Baba“ kannte, erlebte das Publikum eine bemerkenswerte und eine unfassbar talentierte Darstellerin, die ihre Rolle des Rotkäppchens lebte.
Die Mimik dieser beiden Darsteller und die Artikulation (Überspitzung des rollenden R) waren einfach nur großartig und zum Brüllen komisch! Das Märchen war natürlich eindeutig für Erwachsene konzipiert, da es sexualisiert und derb präsentiert wurde. So wurde das Rotkäppchen von dem Wolf am Ende ins Bett gelegt, allerdings auf die erwachsene Art und Weise.
Das Märchen muss man einmal live gesehen haben!

Mein Fazit: „Prinzessin auf der Erbse“ und „Rotkäppchen“ gehören ab jetzt zu meinen Lieblingsmärchen des Hexenberg Ensembles. Auch die Ansprachen der Darsteller am Ende des jeweiligen Märchens sind jedes Jahr legendär.
Das ganze Publikum hatte einen sehr lustigen Abend und die Zeit verging leider wie im Flug. Die sehr zufriedenen Zuschauer werden sicherlich wiederkommen, mich eingeschlossen.
Noch bis zum 17. Februar 2024 könnt Ihr eine märchenhafte Zeit im Glaspalast erleben…

Praktische Hinweise: Wer mit seinen Kindern kommen möchte, der sollte das Theater nachmittags besuchen, Erwachsene dagegen abends. Jedes Märchen dauert eine halbe Stunde. Es werden immer zwei Märchen hintereinander aufgeführt.

Adresse: Pfefferberg Theater
Schönhauser Allee 176
10119 Berlin

Weitere Informationen:
https://www.facebook.com/HexenbergEnsemble
https://www.hexenberg-ensemble.de/

Text und Fotos © E. Günther

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Zimt & Zauber im Wintergarten Berlin: Peter Pan – Zeit zu träumen!

„Alles, was wir brauchen, ist Glaube, Vertrauen und Feenstaub.“
(aus dem Film „Peter Pan“)

Winterzeit ist Familienzeit und die Zeit, in der man sich ohne schlechtes Gewissen in seinen Träumen verlieren darf. Die Winterzeit verbringe ich sehr gerne in dem legendären Wintergarten Berlin, denn um diese Zeit wird immer ein festliches Wintermärchen für Groß und Klein aufgeführt. Diese märchenhafte Tradition wurde auch dieses Jahr am Sonntag, den 17. Dezember 2023, von mir fortgeführt.

Im Rahmen der beliebten Veranstaltungsreihe „Zimt & Zauber“ und den diesjährigen 34. Berliner Märchentagen präsentiert der Wintergarten Berlin mit dem Cabuwazzi-Kinderzirkus mit „Peter Pan“ nach dem Buch von Tamina Ciskowski und unter der Regie von Fabian Gröger und Nadine Aßmann auch dieses Jahr ein Märchen, das hervorragend in die winterliche Zeit mit der Familie passt.

Ich bin mir sicher, dass jeder von Euch die berühmte Geschichte „Peter Pan“ kennt, doch sei sie hier zur Sicherheit noch einmal wiederholt:
Peter Pan lebt auf der Insel Nimmerland, wo man nie erwachsen wird, und ist der Anführer der „verlorenen Jungs“. Dabei wird er immer von der treuen und im Herzen reinen Fee Tinkerbell begleitet. Bei einem Besuch in London begegnet er Wendy und ihren Brüdern und nimmt diese mit auf eine abenteuerliche Reise ins Nimmerland, wo sie Peter Pans rachsüchtigem Widersacher Kapitän Hook, Indianern und einem tickenden Krokodil begegnen.

Die Figur Peter Pan, mit der sich jeder von uns identifizieren kann, wird auf der Bühne des Wintergartens sehr überzeugend von Dennis Jankowiak dargestellt, der dem Publikum einen verträumten und in den Tag hineinlebenden Jungen näher bringt. Dennis Jankowiak ist nicht nur ein sehr guter Darsteller, sondern begeisterte mich auch. an dem Tag mit seiner Stimme.
Der Charakter Peter Pan will nicht erwachsen werden, lehnt jede Verantwortung ab und jagt seinen Träumen hinterher. Dabei wird er nur von einer einzigen Figur gestört.

Im Gegensatz zu der klassischen Vorlage ist in der neuen Interpretation Peter Pans Gegner eine Frau: Käptin Hook, sehr authentisch von Julie Wolff gespielt. Sie zeichnet eine rachsüchtige und erbarmungslose Piratin, die zunächst nur ein Ziel hat: sich an Peter Pan zu rächen.
Auch Julie Wolff hat mich in der Show nicht nur mit ihrem Schauspieltalent, sondern auch mit ihrem Gesang in den Bann gezogen.

In seinem Kampf gegen Hook wird Peter Pan von der guten Seele Tink unterstützt, die nur einen kleinen Fehler hat: ihre Eifersucht auf andere Mädchen. Die Rolle der Fee, deren Worte nur wenige reine Seelen verstehen können, wird sehr gut von Bronwen Pattison interpretiert, die am Ende der Show auch ihre Akrobatikkünste zeigt.

Genauso wie Peter Pan hat auch Hook einen loyalen Unterstützer: den Bootsmann Smie. Björn-Ole Blunckgelingt es perfekt, den tollpatschigen und naiven Smie zu verkörpern, der in der Show zu einem Sympathieträger avanciert.

Ganz besonders beeindruckt hat mich in der Show die Darstellerin des Mädchens Wendy, deren Namen ich leider nirgendwo gefunden habe.

Auch dieses Jahr ist das Aushängeschild des Märchens der Zimt&Zauber-Reihe der Kinderzirkus CABUWAZI. 40 Nachwuchsartisten unter der Leitung ihrer Trainerin Tatiana Lindner verzauberten auch diesmal das Publikum im Wintergarten Berlin mit atemberaubend schöner Akrobatik. Mit Leichtigkeit boten die jungen Artisten unter den staunenden Augen der Zuschauer eindrucksvolle Programmpunkte beim Seilspringen, in der Luft oder auf dem Einrad.
Die Musik von Tim Schultheiss rundete die winterliche Familienshow ab und sorgte dafür, dass man den Alltag und die Hektik vergessen konnte.

Wie jedes Jahr lautet mein Fazit daher auch dieses Jahr: Die jährlich im Wintergarten Berlin stattfindende märchenhafte Wintershow zaubert einem mit der interessanten Geschichte, der schönen Musik und den begabten Darstellern und Artisten ein Lächeln ins Gesicht. Auch in diesem Wintermärchen gibt es eine wichtige Botschaft für die Kleinen und Großen im Publikum: Haltet zusammen und dann könnt Ihr alles schaffen! Am besten die Show mit der gesamten Familie besuchen! Die Reise ins Nimmerland und damit in den Wintergarten Berlin lohnt sich für Groß und Klein.
„Peter Pan“ läuft noch bis zum 28. Januar 2024 im Wintergarten Berlin.

Adresse: Wintergarten Berlin
Potsdamer Straße 96
10785 Berlin

Weitere Informationen:
https://www.facebook.com/WintergartenBerlin
https://wintergarten-berlin.de/shows/zimt-zauber-peter-pan/

Text und Fotos © E. Günther
Titelbild © Wintergarten Berlin

Titelbild © Wintergarten Berlin
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Bovary in der Deutschen Oper Berlin – ein Klassiker der Weltliteratur endlich als Ballett

Es gibt literarische Werke, die einen für immer geprägt und beeinflusst haben. Bei mir war es der französische Roman „Madame Bovary“, den ich sowohl im Leistungskurs Französisch als auch in meinem Französisch-auf Lehramt-Studium gelesen habe. Gustave Flauberts Roman „Madame Bovary“ gehört zu den Klassikern der Weltliteratur und wies den Weg in den französischen Realismus und die literarische Moderne. Die Veröffentlichung im Jahr 1856 provozierte einen Skandal in der Gesellschaft. Dem Schriftsteller warf man vor, den Ehebruch zu verherrlichen und salonfähig zu machen. Doch zum Glück konnte Flaubert den Prozess gewinnen und dadurch ein literarisches Meisterwerk für die Nachwelt hinterlassen.

Die sehr starke literarische Vorlage findet sich sehr selten im Theater und im Ballett wieder. Christian Spuck, der neue Intendant und Choreograf des Staatsballetts Berlin, hat sich dieser detailverliebten Geschichte um die berühmte Ehebrecherin Emma Bovary angenommen und für mich, so viel darf ich schon im Vorfeld verraten, ein tänzerisches Meisterwerk geschaffen.
Am Freitag, den 27. Oktober 2023, besuchte ich das Tanzstück, dem ich schon seit Monaten entgegengefiebert habe.

Doch wovon handelt der für die damalige Zeit skandalöse Roman „Madame Bovary“?
In dem Roman heiratet die junge und emotionale Emma den Landarzt Charles Bovary. Doch ihre Ehe langweilt sie und das Leben auf dem Land erdrückt sie. Das Leben entspricht nicht dem Leben in den Groschenromanen, die sie verschlingt. Sie entflieht der Realität, indem sie sich nacheinander in zwei Affären stürzt, die sie beide aber verlassen. Zurück bleibt eine desillusionierte und enttäuschte Frau, die durch ihr ausschweifendes Leben ihren Mann und ihre Tochter in den finanziellen Ruin getrieben hat. Als Ausweg bleibt ihr der Tod durch das Gift Arsen.

Emma Bovary ist neben Anna Karenina aus dem gleichnamigen Roman von Lew Tolstoj die berühmteste Ehebrecherin der Weltliteratur und ein unfassbar leidenschaftlicher Charakter. Ihre Emotionalität, die ich detailliert in der Schule und im Studium interpretiert habe, auf die Bühne zu bringen, schien mir vor dem Ballett als unmöglich. Doch dann sah ich die grandiose Polina Semionova in der Rolle tanzen. Semionova verschmolz mit der literarischen Figur und zeigte ein intensives Schauspiel und einen intensiven Tanz, in dem sie ihr Inneres nach Außen kehrte. Sie verkörperte gnadenlos ehrlich die realitätsfremde und exzentrische Emma Bovary.
Emma ist von ihrem Leben mit ihrem Ehemann gelangweilt und träumt von Liebesbeziehungen und einem luxuriösen Leben, wie sie in kitschigen Romanen beschrieben werden. So wird sie eine Gefangene ihres idealisierten Wunschlebens und erkennt die Realität nicht. Auf dem Ball im Schloss sieht sie ein Leben, das sie sich herbeigesehnt hat: ein Leben voller Rausch und Ekstase. Sie beginnt, teure Ausstattungen und Kleider zu kaufen. Durch ihre beiden Affären (Rodolphe und Léon), die sich beide von ihr lossagen, verschuldet sie sich immer mehr und kann ihrem Verderben nicht mehr entkommen.
Semionova vertanzte perfekt die zwischen der erdrückenden Normalität und unersättlichen Lust hin- und hergerissene Frau. Im Tanz mit der Figur des Ehemannes Charles tanzte Semionova kontrollierter, passiver und beherrschter. Man merkte selbst beim Tanz, dass die Ehe die Hauptprotagonistin einengt. In den Pas de deux mit ihren Liebhabern Rodolphe und Léon bewegte sich die Solistin frei und leidenschaftlich und wurde zu einem aktiven Part.
Für mich ist die Rolle der Emma Bovary bis jetzt die anspruchsvollste und schwierigste Rolle in einem Ballett gewesen. Nahezu unentwegt war die Tänzerin Semionova auf der Bühne und legte alles in ihre eindrucksvolle Bühnenpräsenz, die auch körperlich einer Tänzerin viel abverlangt. In dem tänzerischen Finale, dem Pas de deux mit dem Charakter des Ehemannes Charles nach der Einnahme des Giftes, berührte sie jeden im Saal, selbst die, die wie ich vorher den Charakter Emma Bovary verachtet haben. Ich verneige mich an dieser Stelle vor der tänzerischen und schauspielerischen Höchstleistung der Balletttänzerin Polina Semionova!

Im Gegensatz zu der freiheitsliebenden Emma Bovary steht ihr Ehemann Charles Bovary, der in seiner Ehe und dem Leben auf dem Land glücklich ist. Die Konventionen der Gesellschaft machen ihm nichts aus. Bis zum Schluss steht er liebevoll zu seiner Ehefrau. In wichtigen Momenten schaut Charles weg und ermöglicht so Emmas Affäre mit Rodolphe. Matthew Knight interpretierte perfekt den liebenden, aber auch naiven und unbeholfenen Ehemann. Beim Tanzen mit der weiblichen Solistin verdeutlichte er die Enge, der die weibliche Hauptfigur ausgesetzt war, sehr glaubhaft.

Rodolphe lernt Emma auf einer Landwirtschaftsausstellung kennen und wird Emmas erster Geliebter. Emma verliebt sich in ihn, weil sie in ihm den Prinzen aus ihren Romanen erkennt. Doch kann er ihre Träume nicht verwirklichen, da sie ihn mit der Zeit mit ihrem einnehmenden Verhalten langweilt. So verlässt er sie, indem er ihr ehrenlos einen Brief überbringen lässt.
Martin ten Kortenaar spielte und tanzte unnachahmlich gut und authentisch den leidenschaftlichen Geliebten, der die Frauen erfahren zu verführen scheint. Er tanzte mit Emma frei und mit viel Passion.

Der Tänzer Cohen Aitchison-Dugas stellte die Entwicklung von Léon, Emmas zweitem Liebhaber, sehr ehrlich dar. Zunächst ein schüchterner Student wird er später ein gefühlsbestimmter Geliebter. Doch auch er wird Emmas Klammern überdrüssig und verlässt sie.

Emmas Verderben sind nicht nur die Männer, sondern auch ihr Drang nach einem luxuriösen und ausschweifenden Leben. Dieses ermöglicht ihr der Warenhändler Monsieur Lheureux (Was für eine Ironie: Das Wort „heureux“ bedeutet im Französischen „glücklich“.), bei dem Emma unzählige Schuldscheine unterschreibt. Dominik White Slavkovský symbolisierte mit seinem Auftreten in einem schwarzen Anzug die omnipräsente Bedrohung für die Titelheldin.

Die Kostüme von Emma Ryott machen den Gegensatz zwischen Emmas tristem Leben auf dem Land und dem pompösen Leben der feinen Gesellschaft deutlich. Spielt die Geschichte auf dem Land, tragen die Tänzer oft dunkle und eintönige Anziehsachen. Wird der Ball gezeigt, so sind alle edel und elegant gekleidet.
Auch das Bühnenbild von Rufus Didwiszus transportiert diesen Gegensatz zwischen den unterschiedlichen Welten genau. Emmas Privatgemächer zeugen vom baldigen Verfall, der sich in Emmas Innenleben widerspiegelt.

Die im Tanzstück „Bovary“ gewählte Musik empfand ich als sehr emotional und herzzerreißend. Unter der musikalischen Leitung von Jonathan Stockhammer und der Begleitung am Klavier durch Alina Pronina spielte das Orchester der Deutschen Oper Berlin moderne Werke von Camille Saint-Saëns, Thierry Pécou, Arvo Pärt und György Ligeti. Besonders das Lied „She was“ der Sängerin Camille (Dalmais) aus Marie Kreutzers Film „Corsage“ hat mich sehr berührt und ich hätte dem Lied noch stundenlang zuhören können.

Genauso wie die Musik waren auch die Tänze aufwühlend. Die oben erwähnten Tänzer waren nicht die einzigen Tänzer, die an dem Abend mit ihrer tänzerischen Leistung beeindruckt haben. Das ganze Ensemble, das ständig auf der Bühne präsent war, war unglaublich talentiert und versinnbildlichte die Gefühle der Protagonisten. Das Tanzen im Corp de Ballet und in den Pas de Deux machte das Innenleben der Figuren greifbar. Zurecht gab es am Ende der Vorführung für jeden einzelnen Tänzer einen frenetischen Applaus.

Durch die Sprecherin Marina Frenk, die im Hintergrund viele Textstellen aus dem berühmten Roman rezitierte, wurde die Geschichte noch gefühlsbetonter. Die Zuschauer, die Roman nicht gelesen haben, konnte so die Geschichte noch mehr nachempfinden. Emmas Leiden wurde auch durch den Einsatz der Kamera auf der Bühne klar. Das Publikum sah eine leidende Emma Bovary bzw. Polina Semionova.

Mein Fazit: Die Geschichte um Emma Bovary ist noch immer so aktuell wie damals. Durch die sozialen Medien verschwimmt auch bei der heutigen Generation der Wunsch zwischen Realität und Wunschdenken. Wir vergleichen unser Leben ständig mit dem Leben der anderen und verlieren uns in unseren Fantasien. Auch in unserer Zeit ist das damals nach dem Roman benannte Phänomen „Bovarismus“, die Verleugnung der eigenen Wirklichkeit, überall allgegenwärtig.
Christian Spucks Tanzstück ist eine meisterhafte Inszenierung, die meine Erwartungen übertroffen hat. Es ist für mich ein audiovisuelles Gesamtkunstwerk, bei dem alles stimmt. Die Rollen sind bis in die kleinste Rolle sehr gut besetzt. Die begnadeten Tänzer schaffen es, die Gefühlswelt der literarischen Figuren brillant zu vertanzen. Der Einsatz der Musik und die Tänze sind leidenschaftlich und aufwühlend. Die Kostüme, das Bühnenbild, der Einsatz von Videoaufnahmen und die Rezitation einiger Textstellen runden das Meisterwerk ab.
Ein Must-See in der Deutschen Oper!

Adresse: Deutsche Oper Berlin
Bismarckstraße 35
10627 Berlin

Weitere Informationen:
https://www.staatsballett-berlin.de/spielplan/stueck-detail/stid/bovary/67.html#a_149

Text © E. Günther
Fotos © Serghei Gherciu

Foto © Serghei Gherciu
Foto © Serghei Gherciu
Foto © Serghei Gherciu
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Foto © Serghei Gherciu
Foto © Serghei Gherciu
Foto © Serghei Gherciu

Zauberhafte Ballettaufführung „Romeo&Julia“ in der Semperoper Dresden

Für mich gehört Dresden zu den schönsten Städten in Deutschland und hat die herausragendsten Sehenswürdigkeiten. Ich hatte bei meinen Besuchen in der Stadt an der Elbe aber immer einen Wunsch: Ich wollte unbedingt eine Kulturveranstaltung in der Semperoper in Dresden besuchen.
Die Semperoper am Theaterplatz ist das Opernhaus der Sächsischen Staatsoper Dresden und blickt auf eine lange Geschichte als Hof- und Staatsoper Sachsens zurück.
Dieses Jahr konnte ich mir endlich meinen Traum erfüllen und es war nicht irgendeine Veranstaltung, die ich besuchte, sondern die Ballettaufführung „Romeo&Julia“.

„Romeo&Julia“, eine der größten und tragischsten Liebesgeschichten nach William Shakespeare (1595), wurde vom Starchoreografen David Dawson für die Semperoper neu inszeniert (Choreografie und Konzept). Bei der Ballettaufführung handelt es sich um Sergej Prokofjews berühmtestes Ballett. Es ist ein Klassiker unter den Handlungsballetten des 20. Jahrhunderts.

In dem Ballett in drei Akten tanzten an dem Abend Ayaha Tsunaki als Julia und Julian Amir Lacey als Romeo. Die berühmte Geschichte muss ich Euch nicht zusammenfassen, jeder kennt sie.
Ayaha Tsunaki und Julian Amir Lacey harmonierten in der ausverkauften Vorstellung als das tragische Liebespaar, das trotz seiner unglaublich großen Liebe nicht zusammen sein durfte. Beide tanzten sowohl unschuldig, was durch die weiße Farbe ihrer Kleidung nur unterstrichen wurde, als auch leidenschaftlich miteinander. In jeder Bewegung spürte man ihre Melancholie und Hingabe. Es gab viele Sprünge und Hebefiguren. Julian Amir Lacey verlieh im wahrsten Sinne seiner Julia Flügel. Die zärtlichen und intimen Momente zwischen den beiden berührten das Publikum.

Im Gegensatz zu dem Paar Romeo und Julia standen Julias Eltern, die sehr bestimmend und dominant auftraten. Vater Capulet (Christian Bauch) trug schwarze Kleidung, für mich eine Anspielung für den Tod, den er dem tragischen Liebespaar indirekt brachte. Sangeun Lee als Mutter Capulet bekam an dem Abend aufgrund ihrer sehr dramatischen und bedeutungsvollen Darstellung viel Applaus. Lady Capulet trug rote Farben, auch ein Kontrast zu dem unschuldigen Weiß.

Die berühmte Musik von Sergej Prokofjew unter der musikalischen Leitung von Benjamin Pope unterstrich die Dramatik der Geschichte und deren Visualisierung durch die Tänze. Das kühle Bühnenbild von Jérome Kaplan siedelte die Geschichte nicht in Italien an, sondern zeigte, dass diese Tragik in jeder Stadt passieren kann.

Mein Fazit: Es war eine schöne Inszenierung von David Dawson. Die Choreografie stellte die Gegensätze von Unschuld und Dominanz, Liebe und Hass, Freundschaft und Rivalität und Leben und Tod überzeugend dar. Die Körper von Ayaha Tsunaki und Julian Amir Lacey wurden mit der Musik eine Einheit. Ich rate jedem, einmal eine kulturelle Veranstaltung in der Semperoper in Dresden zu besuchen. Die Kulisse macht jede Veranstaltung zu einem besonderen Ereignis.

Adresse: Semperoper Dresden
Theaterplatz 2
01067 Dresden

Weitere Informationen:
https://www.semperoper.de/
https://www.facebook.com/semperoper

Text und Fotos von der Semperoper © E. Günther
Fotos von der Ballettaufführung „Romeo&Julia“ © Jubal Battista/ Semperoper Dresden

Foto © Jubal Battista/ Semperoper Dresden
Foto © Jubal Battista/ Semperoper Dresden
Foto © Jubal Battista/ Semperoper Dresden
Foto © E. Günther
Foto © E. Günther
Foto © E. Günther
Foto © E. Günther
Foto © E. Günther

Zimt & Zauber im Wintergarten Berlin: Peterchens Mondfahrt

Die Winterzeit verbringe ich sehr gerne in dem legendären Wintergarten Berlin, denn um diese Zeit wird immer ein festliches Wintermärchen für Groß und Klein aufgeführt. Diese märchenhafte Tradition wurde auch dieses Jahr am Sonntag, den 11. Dezember 2022, von mir fortgeführt.
Im Rahmen der beliebten Veranstaltungsreihe „Zimt & Zauber“ und den diesjährigen 33. Berliner Märchentagen präsentiert der Wintergarten Berlin mit dem Cabuwazi-Springling Kinderzirkus mit „Peterchens Mondfahrt“ nach dem Buch von Tamina Ciskowski und unter der Regie von Fabian Gröger und Nadine Aßmann auch dieses Jahr ein Märchen, das hervorragend in die winterliche Zeit passt.

„Peterchens Mondfahrt“, das Märchen von Gerdt von Bassewitz aus dem Jahr 1912, ist bis heute eines der bekanntesten und schönsten deutschen Kinderbücher. Doch wovon handelt es?
Der Urgroßvater des Maikäfers Sumsemann erholt sich nach seiner Hochzeitsfeier auf einem Birkenzweig. Dabei wird ihm von einem Holzdieb ein Beinchen abgeschlagen. Die Nachtfee verbannt daraufhin den Dieb auf den Mond. Aber auch die nachfolgenden Generationen von Maikäfern werden nun mit einem Bein weniger geboren.
Der Urenkel Maikäfer Sumsemann schwört, dieses Bein zu finden. Auf der Bühne des Wintergarten Berlin erlebten wir die Abenteuer des Maikäfers Sumsemann, der zum Mond fliegt, um dort sein sechstes Beinchen zu finden.

Sumsemän (Lucille-Mareen Mayr) ist ein abenteuerlustiger und an das Gute im Menschen glaubender Maikäfer. Auf seinen Abenteuern wird er von einem herzensguten und loyalen Geschwisterpaar begleitet: von dem kleinen Peterchen (Silvia Schmidt) und dessen Schwester Anneliese (Nele Hecker).Dabei treffen sie auf den Sandmann (Björn-Ole Blunck) und die Nachtfee (alternierend Nadine Aßmann / Tamina Ciskowski).
Nadine Aßmann kenne ich bereits aus den Märchen „Pinocchio“ und „Sterntaler“. Ihr Lied in dem Märchen „Peterchens Mondfahrt“, dass man immer an sich glauben und sich nie aufgeben sollte, hat mich sehr berührt. Insgesamt war die Cast sehr gut ausgesucht.

Auch dieses Jahr ist das Aushängeschild des Märchens der Zimt&Zauber-Reihe der Kinderzirkus CABUWAZI. Über 30 Nachwuchsartisten unter der Leitung ihrer Trainerin Tatiana Lindner verzaubern jedes Jahr das Publikum im Wintergarten Berlin mit atemberaubend schöner Akrobatik. Mit Leichtigkeit boten die jungen Artisten auch in diesem Winter unter den staunenden Augen der Zuschauer eindrucksvolle Programmpunkte beim Seilspringen, in der Luft oder auf dem Rola Bola.

Wie jedes Jahr lautet mein Fazit daher auch dieses Jahr: Die jährlich im Wintergarten Berlin stattfindende märchenhafte Wintershow zaubert einem mit der interessanten Geschichte, der schönen Musik und den begabten Darstellern und Artisten ein Lächeln ins Gesicht. Auch in diesem Wintermärchen gibt es eine wichtige Botschaft für die Kleinen und Großen im Publikum: Man darf niemals den Mut und die Hoffnung verlieren und muss seine Träume weiter verfolgen. Dabei gehört Freundschaft zu den wichtigsten Säulen des Lebens. Am besten die Show mit der gesamten Familie besuchen! „Peterchens Mondfahrt“ läuft noch bis zum 22. Januar 2023 im Wintergarten Berlin.

Adresse: Wintergarten Berlin
Potsdamer Straße 96
10785 Berlin

Weitere Informationen:
https://www.facebook.com/WintergartenBerlin
https://wintergarten-berlin.de/

Text und Fotos © E. Günther
Titelbild © Wintergarten Berlin

Titelbild © Wintergarten Berlin
Foto © E. Günther
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Mord im OrientExpress in der Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater

Es ist gerade eines DER beliebtesten Events in Berlin! Die Interpretation des Kriminalromans „Mord im OrientExpress“ von Agatha Christie in der Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater! Mit der wunderbaren Katharina Thalbach in der Rolle des einzigartigen Meisterdetektivs Hercule Poirot. Die ganze Stadt spricht über das Theaterstück, das aufgrund der unglaublichen Nachfrage und Resonanz bereits in die dritte Spielzeit geht, und über die phänomenale Darstellung des beliebten belgischen Detektivs.

Und auch ich buchte dieses Jahr schon mein zweites Ticket für die pompöse und meisterhaft spannende Fahrt mit dem OrientExpress. Wie schon bei meiner 1.Fahrt am 29. März 2022 kann ich auch diesmal von diesem Großereignis nur schwärmen 🥰 Die Darsteller und deren Schauspiel ist fabelhaft schön, die schillernden Kostüme von Guido Maria Kretschmer und das aufwendige und sehr interessante Bühnenbild strahlen vor viel Liebe zum Detail! Die Umsetzung ist nicht schwer, sondern bringt das Publikum zum frenetischen Lachen, das sich im begeisterten Applaus nach jeder Szene entlädt.

Doch etwas hat mir am 29. März gefehlt. Bei meinem 1.Besuch waren die Geschwister Pfister leider wegen einer Erkrankung verhindert und das ist auch einer der Gründe, warum ich dieses Theaterstück unbedingt noch einmal besuchen musste. Und zum Glück waren Christoph Marti und Tobias Bonn am Samstag, den 20. August 2022, auf der Bühne in der Komödie am Kurfürstendamm. Obwohl ich die Umsetzung schon beim 1.Mal Gucken bombastisch fand, haben die beiden es geschafft, das Theaterstück zu etwas noch Besonderem zu machen! Mit ihrem Schauspiel und Gesang gehören sie zu denjenigen, die diese Geschichte mittragen und das Publikum zu Begeisterungsstürmen bringen.

Aber auch die anderen Darsteller zeigen ein Schauspiel, das man mit Preisen überhäufen müsste und sorgen dafür, dass die Geschichte über ein unmenschliches Verbrechen und die Frage, was Gerechtigkeit ist, die Zuschauer nie erschlägt, sondern wunderbar unterhält.

„Mord im OrientExpress“ in der Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater ist eine Must-See-Veranstaltung in Berlin! Also unbedingt einsteigen und diese Zugfahrt genießen!

Text von E.Günther
Illustration von Agi Dawaachu
Foto von Franziska Strauss

Hier mein ausführlicher Bericht von meinem 1.Besuch am 29.3.2022: https://www.facebook.com/1520602494933179/posts/3173846356275443/?d=n

Tod auf dem Nil – der Agatha Christie-Klassiker im Berliner Kriminal Theater

Agatha Christie ist meine Lieblingsautorin und die Königin der spannenden Kriminalromane. Zu meinen Lieblingsromanen von Agatha Christie zählen „Mord im Orientexpress“ und „Tod auf dem Nil“. Keiner anderen Autorin gelingt es, auf so eine spannende Art und Weise eine Geschichte zu erzählen und dieser am Ende eine unerwartete Wendung zu geben.

Aus diesem Grund war ich am Freitag, den 17. Juni 2022, mit einer Kollegin, die auch die Agatha Christie-Romane zu schätzen weiß, im Berliner Kriminal Theater, um das Theaterstück „Tod auf dem Nil“ zu besuchen. Für meine Kollegin war es der erste Besuch im Berliner Kriminal Theater, das sie aber auf Anhieb wie mich begeistern konnte. Ich war schon unzählige Male in dem Theater.

Der Kriminalroman „Tod auf dem Nil“ ist der 22. Kriminalroman von Agatha Christie, erschien im Jahre 1937 und inspiriert bis heute noch viele Theaterstücke und Drehbücher.
Der Film mit dem legendären Cast Peter Ustinov, Bette Davis, David Niven, Mia Farrow, Maggie Smith, Jane Birkin und Angela Lansbury kam 1978 in die Kinos und wurde zu einem bemerkenswerten Erfolg, mit einem Oscar für die besten Kostüme.

Um ca. 20 Uhr ging der rote Vorhang auf und der Klassiker, für das Berliner Kriminal Theater von Wolfgang Rumpf und Matti Wien als Theaterstück inszeniert und von Maria Jany und Matti Wien bearbeitet, konnte beginnen.
Zu der weltbekannten Geschichte: Auf einem Nil-Dampfer macht das verheiratete Paar Linnet und Simon Doyle Flitterwochen und trifft dort auf Jacqueline de Bellefort, Simons Ex-Verlobte und Linnets ehemalige beste Freundin. Die verbitterte Jacqueline schießt im Verlauf der Reise auf Simon. Doch dabei bleibt es nicht. Auf dem Dampfer werden Passagiere ermordet. Und wie immer bei Agatha Christie hat jeder der Anwesenden ein Motiv und könnte der Mörder sein…

Da Hercule Poirot zu meinen Lieblingsfiguren in Kriminalromanen gehört, war ich sehr auf die Umsetzung der Figur gespannt und wurde auch nicht enttäuscht. Mathias Kusche spielt den scharfsinnigen und manchmal zynischen Meisterdetektiv, der jeden Mord aufklären kann, perfekt. Die witzige Tatsache, dass Poirot immer wieder betonen muss, er sei kein Franzose, sondern ein Belgier, wird auch in das Theaterstück humorvoll integriert.

Besonders ausdrucksstark waren für mich in der Inszenierung die Darstellerinnen: Alexandra Maria Johannknecht verkörpert unglaublich überzeugend die reiche und verwöhnte Linnet Doyle, die sich alles nimmt, was sie will und auf den ersten Blick keine Gewissensbisse zu haben scheint. Die skrupellose Linnet kann nicht mit ihrer gedemütigten Freundin mitempfinden und denkt nur an ihr eigenes Wohl. Wunderbar von Alexandra Maria Johannknecht gespielt!

Jenny Löffler geht in der Rolle der verbitterten und zurückgewiesenen Jacqueline de Bellefort, die ihren Stolz verloren hat und dem Ehepaar das Leben zur Hölle machen möchte, auf. Auch wenn sie sich mit ihren Auftritten lächerlich macht, so fühlt der Zuschauer mit ihr. Jenny Löffler gelingt es, die Leidenschaft und Impulsivität der Figur fabelhaft zu interpretieren.

Auch Gundula Piepenbring stellt die Figur der Salomé Otterbourne entsprechend der Romanvorlage dar und gewinnt trotz ihres kuriosen Benehmens die Herzen der Zuschauer. Salomé Otterbourne wird als eine alkoholkranke Autorin gekennzeichnet, der nicht viel an dem Wohl ihrer Tochter liegt und die nur an ihre Verwirklichung als Schriftstellerin denkt. Mit ihrer authentischen Darstellung sorgt Gundula Piepenbring für viele Lacher im Publikum.
Rosalie Otterbourne ist die aufopferungsvolle Tochter, die ihre eigenen Wünsche hinter das Wohl ihrer Mutter anstellt. Sehr ehrlich von Alice Macura gespielt.

Aber auch die Männerrollen in der Theaterinszenierung wurden sehr gut besetzt:
Alejandro Ramón Alonso mimt makellos den mittellosen Simon Doyle, der seine Verlobte, für die er die Welt bedeutet, verlässt, um die reiche und glamouröse Linnet zu heiraten.
Kai-Peter Gläser agiert hingebungsvoll als Mr. Ferguson, der die reiche Gesellschaft und den Kapitalismus verabscheut. Sein einziges Interesse gilt der Arbeiterklasse. Damit steht er im Gegensatz zu der Figur des Andre Pennington, Linnets Onkel und ihrem amerikanischen Vermögensverwalter. Pennigtons Gedanken kreisen nur um Linnets Vermögen und wie er dieses ihr abknöpfen kann. Einwandfrei von Thomas Linke gespielt.
Auch die Rolle Dr. Bessner wird von Karl-Heinz Barthelmeus sehr überzeugend dargestellt. Dr. Bessner ist ein aufbrausender Charakter aus Deutschland, der wegen der missglückten Zellenkur bei Linnets Busenfreundin um seine Existenz als Arzt bangen muss.

Das Berliner Kriminal Theater präsentiert wieder einen starken Cast in einem bemerkenswerten Setting. Manfred Bitterlich schafft ein detailgetreues Bühnenbild, das dem Zuschauer tatsächlich das Gefühl gibt, sich auf einem Nil-Dampfer zu befinden. Durch das Einspielen arabischer Musik wird das Ganze noch authentischer. Besonders angetan war ich von den Kostümen der Darsteller, allen voran von den wunderschönen Kleidern der Darstellerinnen. Ein großes Lob an für Vera Krisch diese gelungene Arbeit!

Fazit: Die Inszenierung „Tod auf dem Nil“ im Berliner Kriminal Theater überzeugt durch ihren Cast, ihr Bühnenbild und die Kostüme und ist für jeden Agatha Christie- und Krimi-Fan ein Muss! Und schließlich ziehen Geschichten über Liebe, Eifersucht, Neid, Betrug und Intrigen die Zuschauer noch immer in ihren Bann…

Adresse: Berliner Kriminal Theater
Palisadenstraße 48
10243 Berlin

Weitere Informationen:
https://www.kriminaltheater.de/
https://www.facebook.com/kriminaltheater

Text und Applausbild © E. Günther
Fotos © Herbert Schulze

Foto © Herbert Schulze
Foto © Herbert Schulze
Foto © Herbert Schulze
Foto © E.Günther
Foto © E.Günther