„Die Geschwister Pfister – Melodien für’s Gemüt“ in der BAR JEDER VERNUNFT

Wer meine Berichte zu „Frau Luna“, „Cindy und Bert“ und „Mord im OrientExpress“ gelesen hat, der weiß, dass ich ein großer Fan des gesanglichen und komödiantischen Talents der Geschwister Pfister bin. Allerdings kenne ich nur Christoph Marti, Tobias Bonn und Andreja Scheider. Als ich gelesen habe, dass die BAR JEDER VERNUNFT anlässlich ihres 30. Geburtstages noch einmal bedeutende Programme aus ihrer Gründungszeit auf die Bühne holt und die Geschwister Pfister in ihrer Originalbesetzung von 1992 auftreten werden, habe ich mich sofort um die Karten für die Show am Donnerstag, den 14. April 2022, gekümmert. Ich hatte Glück, denn auch diese Vorstellung in dem ältesten Spiegelzelt Berlins war im Nu ausverkauft.

Zu der Originalversion der Geschwister Pfister von 1992 gehören: Lilo (Lilian Naef), Willi (Max Gertsch), Toni (Tobias Bonn) und Ursli Pfister (Christoph Marti). Während ich Max Gertsch erst vor Kurzem im Theaterstück „Mord im OrientExpress“ als den besorgten Schaffner Michel live erleben durfte, kannte ich Lilo (Lilian Naef) im Gegensatz zu dem Großteil des begeisterten Publikums nicht. Doch auch von ihr wurde ich sofort Fan.

Die vier Geschwister erzählen auf der Bühne mit einem ironischen Augenzwinkern auf Englisch von ihrer Kindheit in der Schweiz, von dem schmerzlichen Verlust ihrer lieben Mama und wie sie dann zu ihrem Onkel in die USA ausgewandert sind. Aber ihre Heimatsehnsucht blieb bis heute, was sich nicht nur in dem Schweizer Käse widerspiegelt.
Mit dem Gesang und Auftreten von Willi (Max Gertsch) assoziiert man Elvis Presley, wobei Willi auch italienische Arien zum Besten geben kann. Das zarte Wesen und der Gesang von Lilo (Lilian Naef) erinnern den Zuschauer an Doris Day. Mit dem schillernden Ursli (Christoph Marti) verbindet man gesanglich oft Fred Astaire, während der schüchterne Toni (Tobias Bonn) mit seiner Engelsstimme und seinem Gitarrenspiel unterhält.

Die Geschwister Pfister singen, swingen, jodeln und scherzen zwei Stunden lang und erinnern mit ihrem Gesang oft an das alte Hollywood. Die Arrangements der Songs aus den 40-er bis 70-er Jahren sind entweder melancholisch oder fetzig.
Bekannte Melodien werden mit einem neuen Text gemischt (darunter „Girl from Ipanema“, „Mr. Sandman“, „Buona Sera“) und es entsteht eine ausgelassene Stimmung auf der Bühne und im Zuschauersaal. Am Flügel werden die vier Geschwister von Johannes Roloff begleitet. Es gibt auch einen Überraschungsgast, dessen Identität ich aber nicht verraten werde.

Mein Fazit: Grandioser Gesang, frecher Charme, Selbstironie, Satire aufs Showgeschäft und eine beflügelte Stimmung – das alles macht die Musikshow „Die Geschwister Pfister – Melodien für’s Gemüt“ aus. Unterhaltung pur! Nicht nur für Fans der Geschwister Pfister ein Muss, sondern auch für alle, die eine gute Show erleben möchten. Bis zum 1.Mai in der BAR JEDER VERNUNFT – allerdings gibt es oft nur noch Restkarten, also sich unbedingt beeilen!

Adresse: BAR JEDER VERNUNFT
Schaperstraße 24
10719 Berlin

Weitere Informationen:
https://www.facebook.com/bjvberlin
https://www.facebook.com/search/top?q=geschwister%20pfister
https://www.bar-jeder-vernunft.de/de/presse/uebersicht/die-geschwister-pfister-melodien-fuers-gemuet.html

Text © E. Günther
Fotos © Christian Grund und Barbara Braun

Foto © Christian Grund
Foto © Barbara Braun
Foto © Barbara Braun
Foto © Barbara Braun
Foto © Barbara Braun
Foto © Barbara Braun
Foto © Barbara Braun

Agatha Christies Meisterwerk „Mord im Orientexpress“ in der Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater

„Mord im Orientexpress“ ist mein Lieblingsroman von Agatha Christie. Nur wenn ich an diese spannende Geschichte denke, bekomme ich schon Gänsehaut. Der Krimiroman aus dem Jahr 1934 wurde unzählige Male verfilmt – zuletzt 2017 mit Kenneth Branagh als Poirot und mit Johnny Depp als Gangsterboss.
Und nun endlich kam Agatha Christies Meisterwerk auf die Theaterbühne in Berlin – und wie.

Seit Monaten warteten wir darauf, das Theaterstück mit und unter der Regie von Katharina Thalbach in der Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater erleben zu dürfen. Aber zuerst wurde die teuerste und größte Inszenierung, die je in dem Theater aufgeführt wurde, wegen Corona verschoben und dann waren alle Karten gleich ausverkauft. Das Theaterstück musste wegen einer gewaltigen Nachfrage verlängert werden und hier schlug unsere Stunde. Am Dienstag, den 29. März 2022, stiegen wir endlich in den Orientexpress ein und wurden in einem bis auf den letzten Platz ausverkauften Theater Zeugen einer der wendungsreichsten Kriminalgeschichte.

Doch wovon handelt Agatha Christies Meisterwerk „Mord im Orientexpress“?
Der belgische Meisterdetektiv Hercule Poirot möchte mit dem Orientexpress von Istanbul nach London reisen. Doch es gibt keine freien Plätze mehr im Zug. Nur wegen seiner Bekanntschaft zum mitreisenden Eisenbahndirektor Monsieur Bouc bekommt Poirot doch noch ein Abteil. Auf seiner Reise lernt er viele wichtige Leute kennen: Die russische Prinzessin Dragomiroff und die ungarische Gräfin Andrenyi sind nur ein Teil dieses illustren Kreises. Wegen Schnee kommt der Zug in Serbien zum Stehen und es wird jemand im Zug ermordet. Gelingt es, Hercule Poirot diesen mysteriösen Mord aufzuklären und den Täter zu finden?

Hercule Poirot ist ein belgischer Meisterdetektiv, der jeden noch so schwierigen Fall bravourös lösen kann. Dagegen benimmt er sich im zwischenmenschlichen Bereich nicht gerade meisterhaft. Stur, eigensinnig und mürrisch, so tritt er mit seinem gepflegten Schnurrbart überall auf und löst bei jedem Mordverdächtigen Unbehagen, aber auch Respekt aus. Peter Ustinov setzte diese Figur in den Verfilmungen perfekt um, doch auch Katharina Thalbach gelingt mit ihrer Interpretation des eitlen Privatdetektivs ein künstlerisches Meisterwerk. Thalbach lebt diese Rolle und geht in ihr auf. Ein französisch sprechender Detektiv, der das H nicht aussprechen kann, die Redewendungen stets falsch verwendet und ständig „oh, là, là, là, là“ zum Besten gibt – das Publikum brach mehrmals am Abend in Gelächter aus.
Katharina Thalbach präsentiert diese Rolle sehr herzlich und mit einem komödiantischen Augenzwinkern, was an manchen Stellen an den berühmten Charlie Chaplin erinnert. Doch dabei vergisst sie nie, auch die nachdenkliche und traurige Seite der Figur dem Publikum zu zeigen.

Monatelang konnte ich es nicht erwarten, Tobias Bonn in seiner Rolle des Monsieur Bouc und Christoph Marti in der Rolle der Helen Hubbard auf der Bühne zu bewundern. Seit dem Musical „Frau Luna“ und der Show „Cindy und Bert“ vergöttere ich das Talent der Geschwister Pfister, doch leider hatte Corona an dem Abend andere Pläne und die beiden konnten nicht auftreten. In die Rolle des loyalen und manchmal verpeilten Monsieur Bouc schlüpfte an dem Abend der Regieassistent und Helen Hubbard wurde von einer Tänzerin des Theaterstücks gespielt. Obwohl beide diese Rollen noch nie gespielt haben, haben sie uns im Theaterstück überzeugt und bekamen zurecht einen fantastischen Applaus am Ende.
Trotzdem werde ich wieder Karten für eine Aufführung im August kaufen, um die Geschwister Pfister doch noch im „Mord im Orientexpress“ zu sehen. Vor allem bin ich schon auf Christoph Martis Interpretation des singenden und trinkenden Vamps Helen Hubbard mit den vielen Bindestrichen im Namen gespannt.

An dem Abend fand ich Andreja Schneider (ebenfalls Geschwister Pfister) in ihrer Rolle der russischen Prinzessin Dragomiroff überragend. Die Prinzessin wirkt streng, stur und garstig und lächelt nie, doch hat sie ein goldenes Herz und ist sehr loyal. Meisterhaft von Andreja Schneider interpretiert!
Auch Anna Thalbach überzeugt mit ihrer Darstellung der Mary Debenham, einer englischen Hauslehrerin und verliebten Ehebrecherin. Im Kontrast zu dieser starken Frauenfigur steht die zerbrechliche und passiv wirkende Gräfin Andrenyi aus Ungarn, die sehr authentisch von Nellie Thalbach gemimt wird.
Ebenfalls stark stellen Wenka von Mikulicz als die strenge deutsche Zofe Hildegard Schmidt und Nadine Schori als die steife schwedische Kinderkrankenschwester Greta Ohlsson ihre jeweilige Rolle dar.

Die männlichen Rollen haben mich an dem Abend auch sehr gut unterhalten: Raphael Dwinger als der loyale schottische Offizier Colonel Arbuthnot und Geliebter der Englischlehrerin, Alexander Dydyna als der ehrgeizige und schüchterne Hector MacQueen, Max Gertsch als der besorgte Schaffner Michel und Mat Schuh als der skrupellose Gangsterboss Samuel Ratchett – alle Rollen wurden von den aufgezählten Darstellern großartig verkörpert.

Das im Vorfeld sehr gepriesene Bühnenbild von Momme Röhrbein ist das beste Bühnenbild, das ich je in einem Theaterstück gesehen habe und auch ein Grund, warum man dieses Theaterstück unbedingt gesehen haben muss. Das doppelstöckige Bühnenbild sorgt dafür, dass auch die Zuschauer auf den oberen Rängen alles gut bewundern können, darunter eine noble Hotelhalle in Istanbul, einen fahrenden Zug auf der Bühne und die detailliert nachempfundene exklusive erste Klasse im Orientexpress.
Auch die 100 Kostüme mit Pailletten, Federn, Pelz, Samt und Seide von Guido Maria Kretschmer kreieren eine wunderbare und authentische Atmosphäre der frühen 30-er Jahre.

Der Komponist Christoph Israel bricht mit den Tanz- und Gesangsparts in der Theaterfassung „Mord im Orientexpress“ mit den Grenzen der Kunstform Theater und vermischt durch den Einsatz eigens komponierter Musicalnummern, bekannter Broadway-Songs und Klassiknummern von Tschaikowsky und Prokofieff verschiedene Kunstformen miteinander, was das Theaterstück so einzigartig macht und von dem Publikum gefeiert wurde.
Auch die Choreographie, darunter ein sinnlicher Bauchtanz, von
Christopher Tölle nimmt das begeisterte Publikum in den geheimnisvollen Orient mit.

Mein Fazit: Zurecht sind die Vorstellungen „Mord im Orientexpress“ in der Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater schnell ausverkauft, denn die Aufführung ist ein Must-See! Der Cast ist nicht nur sehr bekannt und beliebt, sondern auch unglaublich talentiert! Jede noch so kleine Rolle wurde grandios besetzt. Das Bühnenbild ist aufwendig und extravagant. Auch die Kostüme, der Einsatz der Videoaufnahmen, die Musik und die Choreografie sorgen für eine einzigartige Atmosphäre auf der Bühne.
Die Themen des literarischen Meisterwerks werden auf der Bühne perfekt aufgegriffen: Loyalität, Freundschaft und Zusammenhalt und die Frage, was Gerechtigkeit bedeutet. Die Regisseurin schafft ein audiovisuelles Kunstwerk aus Theaterstück, Musical, Komödie und Pantomime. Das Theaterstück wird am 17. August 2022 wegen seines unglaublichen Erfolgs wieder aufgenommen und wird vorerst bis zum 11. September 2022 in der Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater gespielt. Unbedingt hingehen!

Praktischer Hinweis: Das Theaterstück dauert ca. 3 Stunden (inklusive einer Pause).

Adresse: Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater
Bismarckstr. 110
10625 Berlin

Weitere Informationen:
https://www.facebook.com/komoedieamkurfuerstendammimschillertheater
https://www.komoedie-berlin.de/produktionen/mord-im-orientexpress.html

Text © E. Günther
Titelbild bzw. die Illustration am Anfang © Agi Dawaachu
Fotos © Franziska Strauss

Illustration © Agi Dawaachu
Foto © Franziska Strauss
Foto © Franziska Strauss
Foto © Franziska Strauss
Foto © Franziska Strauss
Foto © Franziska Strauss
Foto © Franziska Strauss
Foto © Franziska Strauss
Foto © Franziska Strauss
Foto © Franziska Strauss

Ursli und Toni Pfister als Cindy und Bert im TIPI AM KANZLERAMT- So, als ob du schwebtest

Ein normaler Samstagabend in den 70-er Jahren, es läuft die musikalische Familienshow im ZDF. „So, als ob Du schwebtest“ – eine Fernsehshow, bei der sich die ganze Familie vor dem Fernseher versammelt.
Na, klingelt es bei Euch? Ich muss ehrlich zugeben, dass mir persönlich das in Deutschland beliebte Musik-Ehepaar Cindy und Bert vor der Show nichts gesagt hat. Allerdings bin ich seit der legendären Show „Frau Luna“ ein sehr großer Fan der talentierten Geschwister Pfister. Aus diesem Grund musste ich einfach am Freitag, den 29. Oktober 2021, um 20 Uhr ihre neue und fast ausverkaufte Show im Tipi am Kanzleramt besuchen: „Cindy und Bert – So, als ob du schwebtest“.

Ursli Pfister (Christoph Marti) als Cindy und Toni Pfister (Tobias Bonn) als Bert – das musste einfach gut werden! Und eins darf ich schon vorab verraten: Unter der künstlerischen Leitung von Christoph Marti und der Produktionsleitung von Tobias Bonn war die musikalische Tanz-Parodie-Show „Cindy und Bert“ phänomenal! Wir wurden für drei Stunden (mit Pause) in die Schlagerwelt der 70-er Jahre entführt, in der alles perfekt schien, aber doch nicht war.

Die für mich mal wieder überragenden Pfister-Geschwister haben auch in dieser Show perfekt ihre Rolle interpretiert: die des musikalischen Vorzeige-Schlagepaars Cindy und Bert. Und unter der musikalischen Leitung von Johannes Roloff (Piano/Keyboards) wurden alle bekannten Hits des Duos überzeugend dargeboten. „Immer wieder sonntags“, „So, als ob Du schwebtest“, „Wir spielen vierhändig Klavier“, alle Evergreens wurden gespielt und gesungen. Mein Lieblingssong an dem Abend war „Hallo Herr Nachbar“, der davon handelt, dass wir mehr Liebe, Freundlichkeit und Humor in der Welt benötigen – auch heute noch sehr aktuell.

Die Stimmen der Pfister-Geschwister waren wie immer kraftvoll, auch die Musik der Band (Gitarren: Gary Schmalzl, Bass: Jürgen Schäfer, Drums: Immo Hofmann, Trompete: Vit Polák, Posaune: Daniel Busch und Till Krause, Saxophone und Klarinette: James Scannell und Frank Lüdecke) war mitreißend.
Die Zuschauer wurden von der ersten Sekunde an von Tobias Bonn und Christoph Marti abgeholt und sangen mal lautstark, mal leise mit. Das Publikum klatschte und hüpfte wie ich begeistert auf seinen Sitzen. Da ich mich vor der Show mit dem Schlagerduo Cindy und Bert ausführlich beschäftigt hatte, konnte ich erkennen, dass Tobias Bonn und Christoph Marti Cindy und Bert fehlerfrei imitierten. Ihre Gestik und Mimik waren bis ins kleinste Detail meisterhaft übernommen. Es stimmte bei den beiden alles, man glaubte Cindy und Bert auf der Bühne live zu erleben.

Doch nicht nur die beiden waren fantastisch, sondern auch der tanzende Chor. Auch hier waren die Stimmen makellos und die Choreografie von Danny Costello fabelhaft. Die singende Tanztruppe (Chiara Cook, Anke Merz, Carolin Schönemann, Robert Johansson und Tobias Stemmer) unterhielten grandios mit den Werbehits „Strahlerküsse schmecken besser“ oder „Nuts hat’s“ das Publikum mit ihrem starken Gesang und fröhlichen Tanz in den „Werbeblocks“, wenn sich „Cindy und Bert“ wieder umgezogen haben. Die Jo-Roloff-Singers parodierten mit ihrer naiven Gestik, ihrem Dauergrinsen und dem für die damalige Zeit typischen Hüftschwung prächtig die Künstlerwelt der 70-er Jahre. Zurecht gab es auch für sie begeisterten Applaus nach den einzelnen Nummern und am Ende.

Dass die Show so glaubhaft gestaltet werden konnte, hat man auch den detailgetreuen und liebevoll gemachten 60 Kostümen von Heike Seidler und dem silberweißen Bühnenbild mit der geschwungenen Showtreppe von Stephan Prattes zu verdanken. Zeitweise dachte man, dass man sich wirklich gerade in der Mainzer Rheingoldhalle und in der Zeit der großen Samstagabendshows befindet.
Doch Cindy und Bert wurden nicht einfach wertfrei in der Show imitiert, sondern durch die an manchen Stellen mit Absicht überzogene Parodie wurde das Publikum im Saal zum Lachen und damit auch zum Reflektieren gebracht. Mit viel Augenzwinkern und Humor wurden das damals existierende passive und untergeordnete Frauenbild und der weit verbreitete Chauvinismus hinterfragt. Als die Sängerin und Tänzerin Gundula von den Jo Roloff-Singers die Postkarte mit dem Einsendeschluss eines Gewinnspiels präsentiert, schaut „Bert“ ihr auf den Hinterteil und bemerkt lobend, dass Gundula so vielseitig sei. Eine Tatsache, die heutzutage zum Glück nicht mehr möglich wäre.

Mein Fazit: Die Show „Cindy und Bert – So, als ob du schwebtest“ ist eine Show der guten Laune! Egal, ob man Fan von der Musik von Cindy und Bert gewesen ist / ist, man erlebt fast drei Stunden lang eine perfekte Unterhaltung und verlässt das Tipi am Kanzleramt sehr gut gelaunt. Die brillanten Pfister-Geschwister, die Jo-Roloff-Singers und die Band zeigen sowohl respektvoll als auch sarkastisch die Schlagerwelt der 70-er Jahre und machen den Abend zu einem besonderen Erlebnis und die Show zu einem Must-See mit Suchtpotential! Bis zum 28. November 2021 könnt Ihr diese großartige Show mit einem „Gastauftritt“ im Tipi am Kanzleramt erleben.

Adresse: Tipi am Kanzleramt
Große Querallee
10557 Berlin

Praktische Hinweise: Bis zum 9. November 2021 gilt an jedem Showabend die 3 G-Regel im Tipi. Ab dem 9. November 2021 werden Shows sowohl nach der 2 G- als auch nach der 3 G-Regel durchgeführt. Dann gilt jeden Dienstag und jeden Sonntag 2 G, an anderen Tagen 3 G.

Weitere Informationen:
https://www.tipi-am-kanzleramt.de/
https://www.facebook.com/search/top?q=tipi%20am%20kanzleramt
https://www.facebook.com/dieGeschwisterPfister
https://geschwister-pfister.de/

Text © E. Günther
Fotos © Barbara Braun / TIPI AM KANZLERAMT
letzte Showbilder © E. Günther

Foto © Barbara Braun / TIPI AM KANZLERAMT
Foto © Barbara Braun / TIPI AM KANZLERAMT
Foto © Barbara Braun / TIPI AM KANZLERAMT
Foto © Barbara Braun / TIPI AM KANZLERAMT
Foto © Barbara Braun / TIPI AM KANZLERAMT
Foto © Barbara Braun / TIPI AM KANZLERAMT
Foto © Barbara Braun / TIPI AM KANZLERAMT
Foto © Barbara Braun / TIPI AM KANZLERAMT
Foto © Barbara Braun / TIPI AM KANZLERAMT
Foto © Barbara Braun / TIPI AM KANZLERAMT
Foto © Barbara Braun / TIPI AM KANZLERAMT
Foto © Barbara Braun / TIPI AM KANZLERAMT
Foto © Barbara Braun / TIPI AM KANZLERAMT
Foto © E.Günther
Foto © E.Günther
Foto © E.Günther

„Frau Luna“ im Tipi am Kanzleramt – „Das macht die Berliner Luft, Luft, Luft“

„Berlin! Hör‘ ick den Namen bloß, da muss vergnügt ick lachen!“
 
Kein anderes Musikstück steht so für Berlin wie „Frau Luna“ (Texte von Heinz Bolten-Baeckers), die 1899 im Berliner Apollo Theater uraufgeführt wurde. Mit der Aufführung der Operette in zwei Akten schuf der Komponist Paul Lincke die „Berliner Operette“.
Auch 2019 wurde „Frau Luna“ unter der Regie von Bernd Mottl im Tipi am Kanzleramt aufgeführt. Und diesmal, am Freitag, den 29. März 2019, wurde endlich mein Traum wahr und ich konnte die Operette, von der noch immer ganz Berlin spricht, live erleben – in einem ausverkaufen Tipi am Kanzleramt.
 
Doch wovon handelt diese berühmte Operette, die zur inoffiziellen Berliner Hymne geworden ist?
Der Mechaniker Steppke ist mit Marie verlobt und wohnt bei ihrer Tante, der Witwe Pusebach, zur Untermiete in Berlin. Neben seiner Liebe für Marie hat er eine weitere Leidenschaft: Er möchte zum Mond fliegen und so bastelt er einen Stratosphären-Expressballon für die Mondfahrt, um dort den Mann im Mond zu treffen. Seine besten Freunde Pannecke und Lämmermeier begleiten ihn auf dieser Mission. Doch sind sie nicht alleine und haben einen blinden Passagier an Bord: Da Frau Pusebach gegen diese Mondmission ist und ihren Verlobten Pannecke nicht verlieren möchte, kommt sie ungewollt mit.
Auf dem Mond angekommen stellen die Erdlinge fest, dass der Mond ein einziger Vergnügungspark ist und nicht von einem Mann, sondern von einer Frau, der Frau Luna, regiert wird.
Geben sich die Erdmenschen diesem Vergnügen für immer hin oder ist doch das Heimweh zu stark? Und woher kennt Frau Pusebach Theophil, den Haushofmeister auf dem Mond?
 
Von der Besetzung aus dem Hause Bar jeder Vernunft schwärme ich noch immer. Jede noch so kleine Rolle war sehr gut besetzt.
Benedikt Eichhorn (Piguor & Eichhorn) spielt hervorragend den einfachen Fritz Steppke aus Berlin. Der Mechaniker ist hin- und hergerissen zwischen seiner bodenständigen Liebe zu seiner Verlobten Marie und seinem Traum von einer Mondreise. Zum Schluss erkennt er, dass kein Abenteuer dieser Welt so schön sein kann wie der heimatliche Hafen.
 
Bei jedem seiner abenteuerlichen Schritte wird Steppke von seinen loyalen Freunden begleitet: dem Schneider Lämmermeier (Merten Schroedter) und dem Steuerberater Pannecke (Max Gertsch). Beide Freunde lieben es, aus ihrem gutbürgerlichen und monotonen Leben herauszubrechen – von beiden Darstellern überzeugend dargestellt.
 
Aber vielleicht möchte auch Pannecke nur seiner anderen Rolle entfliehen, der Rolle als Pusebachs Verlobter. Frau Pusebach ist nicht nur Maries Tante, sondern auch Witwe und Steppkes strenge Vermieterin. Mit dem Traum der Männer kann die dominante und zum Teil kontrollsüchtige Frau Pusebach so gar nichts anfangen. Diese Abneigung ist auch damit zu begründen, dass Frau Prusebach Angst davor hat, ihren Verlobten zu verlieren. Schon einmal hatte sie den Verlust eines Verehrers zu beklagen, das darf ihr nicht noch einmal passieren.
In der Rolle der strengen Frau Prusebach kann ich mir keinen besseren als Christoph Marti  (Die Geschwister Pfister) vorstellen, der das Publikum mit seinem vollem Körpereinsatz auf höchstem Niveau unterhalten hat.
 
In „Frau Luna“ prallen zwei Welten aufeinander: die bodenständige Welt der Erdbewohner und die ausschweifende Welt der Mondbewohner. Und dann wird der Mond auch noch von einer Frau regiert – in dieser doch von den Männern dominierten Welt. Das ist zu viel für die prinzipientreuen Berliner.
 
Andreja Schneider (Die Geschwister Pfister) geht in ihrer Rolle der Herrin des Mondes, der Frau Luna, förmlich auf. Die Grande Dame des Mondes singt, tanzt, kokettiert und nimmt sich immer das und jeden, den sie will. Ihr nächstes Ziel ist daher einleuchtend: die Verführung des widerspenstigen und treuen Steppkes.
 
Verführung, damit kennt sich Theophil, der Haushofmeister auf dem Mond, genau aus. Auf dem Mond von seiner Verlobten und den Mondelfen angehimmelt hat er auch das Herz einer einsamen Frau auf der Erde gebrochen. Und nun steht seine Affäre auf der Erde vor ihm auf dem Mond und bedroht sein himmlisches Leben. Tobias Bonn (Die Geschwister Pfister) verkörpert auf eine wunderbare Art und Weise den schelmischen Casanova, der reihenweise Frauenherzen bricht, auch das seiner Verlobten Stella.
 
Wer kann Stella, Lunas Zofe und Theophils Verlobter, ihre ständige Eifersucht übel nehmen? Schließlich lässt ihr Verlobter nichts anbrennen. Sie fühlt sich als Frau nicht wertgeschätzt. Stellas Rolle wird von der Perle der Bar jeder Vernunft dargeboten, von der Darstellerin Anna Mateur (Anna Maria Scholz). Anna Mateur singt sich mit ihrer voluminösen Stimme und ihrer variationsreichen Mimik in das Herz jedes Zuschauers im ausverkaufen Zuschauersaal und bekommt völlig zurecht einen frenetischen Applaus für ihre Rolle.
 
Gustav Peter Wöhler liefert mit seiner Rolle des Prinzen Sternschnuppe eine perfekte Persiflage auf einen verwöhnten und verweichlichten Prinzen, der schon lange in Frau Luna verliebt ist und mit Steppke einen Konkurrenten bekommt, der ganz anders als der eitle Prinz ist.
 
Auch Venus (Cora Frost) und Mars (Aykut Kayacik) interessieren sich nur für Äußerlichkeiten.
Weitere Mondbewohner sind: die ständig grimmig schauende Mongroom, Frau Groom (genial gespielt von Ades Zabel), und die chaotischen und andauernd singenden Mondelfen, die alles für Theophil machen würden.
 
Wie gut, dass es im Gegensatz zu diesem ausschweifenden Chaos auch etwas Beständiges im Universum gibt. Da sich Prinz Sternschnuppe von Steppke bedroht fühlt, holt er Marie, Steppkes Verlobte, auf den Mond. Marie erinnert ihren Verlobten daran, was wichtig im Leben ist und dass es zu Hause doch am schönsten ist. Die Rolle der Marie wird von Sharon Brauner authentisch interpretiert. Das erste Mal habe ich Sharon Brauner auf der Aidsgala im Theater des Westens (2018) singen hören und habe mich sofort in ihre starke Stimme verliebt.
 
Mein Fazit:
Der ganze Cast macht „Frau Luna“ schon so viele Jahre zu etwas ganz Besonderem. Alle singen hervorragend, setzen die Choreografie von Christopher Tölle perfekt um und liefern einen Gag nach dem anderen. Die Berliner Mondharmoniker unter der musikalischen Leitung von Johannes Roloff bringen alle musikalischen Klassiker der Operette auf die Bühne: „Schenk mir doch ein kleines bisschen Liebe“ und „Schlösser, die im Monde liegen“. Zu „Das macht die Berliner Luft“ stehen alle im Publikum auf, singen und klatschen euphorisch mit – eine Gänsehautstimmung im Tipi am Kanzleramt.
Man geht mit einem Ohrwurm schlafen, wenn man es nach dieser gelungenen Vorstellung überhaupt kann.
Das Bühnenbild Friedrich Eggert und die Kostüme von Heike Seidler sind detailverliebt und authentisch.
Lustig und mitreißend, das ist „Frau Luna“! Eine rundum mehr als gelungene Vorstellung, die völlig zurecht noch immer so viele Menschen begeistert.
 
Weitere Informationen:
 
Text © E. Günther
Fotos © Barbara Braun

#Tipi #Operette #Berlin #dieMondelfen #HeinzBoltenBaeckers

 
Text © E. Günther
Fotos © Barbara Braun