Der kultige Tanzfilm „Footloose“ auf Tournee

Tanzfilme sind für mich Kult, gehören zu meinen Lieblingsfilmgenres und stehen für den Wunsch nach Individualität, Leidenschaft und Freiheit. Und ich habe alle großen Tanzfilme gesehen: „Dirty Dancing“, „Grease“, „Flashdance“, „Footloose“ usw. Und all diese Tanzfilme kamen als Musicals in Deutschland noch einmal auf die Bühne – außer „Footloose“.

Im Jahr 1984 kam der sehr erfolgreiche Film „Footloose“ mit Kevin Bacon in die Kinos und war von Anfang an prädestiniert dafür, auch auf eine große Bühne gebracht zu werden. 1998 wurde schließlich „Footloose“ als Musical am Broadway in New York aufgeführt und feierte dort einen großen Erfolg.
Und endlich ging dieses Jahr ShowSlot mit der Bühnenfassung „Footloose – Das Musical“ in Deutschland auf Tournee. Da ich schon von der ShowSlot-Produktion „Flashdance“ begeistert war, musste ich auch „Footloose“ unter der Regie von Manuel Schmitt in der Uber Eats Music Hall am Sonntag, den 28. April 2024, unbedingt live erleben.

Die Geschichte des Musicalhits beruht auf einer wahren Begebenheit. Die Schüler der High School in Elmore City in Oklahoma konnten im Jahr 1980 nach einem seit 1898 geltenden Tanzverbot einen Sieg feiern: Sie durften endlich das Tanzbein schwingen und einen Ball ausrichten.
In der Musical-Adaption von „Footloose” geht es um den Teenager Ren McCormack, der nach der Trennung seiner Eltern mit seiner Mutter Chicago verlassen und zu Verwandten in die Kleinstadt Bomont ziehen muss. In der bibelfesten Kleinstadt sind nach einem tragischen Autounfall, bei dem vier Jugendliche ums Leben gekommen waren, Rockmusik, Tanzen und Alkohol verboten. Dieses Tanzverbot möchte Ren endgültig beenden und trifft dabei auf seinen Widersacher: den Priester der Stadt, der aus persönlichen Gründen das Tanzen verteufelt. Damit es noch schwieriger wird, verliebt sich Ren in die Tochter des Priesters.
Erlangt die Jugend in Bomont ihre Freiheit zurück? Und was wird aus Ren und der Tochter des Priesters?

Ren McCormack ist ein rebellischer Jugendlicher, der sehr darunter leidet, dass sein Vater die Familie verlassen hat. Doch als ob das nicht schon schlimm genug wäre, muss er noch in eine Kleinstadt ziehen und dort auf sein geliebtes Tanzen verzichten. Also beginnt er einen Kampf gegen bestehende gesellschaftliche Konventionen, das spießige Bürgertum und um seine Liebe zur Priestertochter.
Raphael Groß, bekannt aus den Erfolgsmusicals „Ku’Damm 56“ und „Tanz der Vampire“, war in dieser Rolle die perfekte Besetzung. Mit voller Hingabe spielte er den tanzbegeisterten jungen Mann und stellte dessen Suche nach Liebe und Anerkennung überzeugend dar. Doch Groß konnte nicht nur gut tanzen und schauspielern, sondern begeisterte auch mit seinem Gesang.

Die Priestertochter Ariel wurde sehr glaubhaft von Helena Lenn verkörpert. Genauso wie Ren ist auch Ariel eine Rebellin, die sich nicht mit den Gesetzen der Kleinstadt zufrieden geben möchte und sich stattdessen aus dem von ihrem Vater immer enger geschnürten Korsett befreien will. Diese Rebellion trägt sie auch sexuell aus, indem sie den Bad Boy Chucks an sich ran lässt. Dass diese rebellische Haltung aber nur eine Fassade ist und Ariel auch wegen des Todes ihres geliebten Bruders leidet, wird schnell klar.
Helena Lenn füllte diese Rolle mit sehr viel Energie und Bühnenpräsenz aus und überzeugte auch als Sängerin.

Raphael Groß und Helena Lenn harmonierten auf der Bühne sowohl schauspielerisch als auch gesanglich. Ihr Duett „Wie im Märchenland” (OT: „Almost Paradise”) in der zweiten Hälfte und unter einem Sternenhimmel berührte mich.

Eine schauspielerische und gesangliche Wucht stellte für mich an dem Abend Dominik Müller in seiner Rolle des strengen und bibelfesten Priesters der Stadt Bomont, Shaw Moore, dar. Der Priester ist nach dem tödlichen Autounfall seines geliebten Sohnes noch immer ein gebrochener Mann und entfernt sich immer mehr von seiner Frau und seiner Tochter. Waren seine Reden in der Kirche früher inspirierend, so sind sie jetzt negativ und erdrückend. Rockmusik und Tanzen setzt er mit Alkoholmissbrauch und Drogen gleich und will seine Tochter Ariel und die ganze Kleinstadt vor einer erneuten Tragödie beschützen.
Dominik Müller ging in seiner Rolle des verbitterten und in seiner Seele einsamen Priesters regelrecht auf und mimte seine Rolle sehr intensiv. Seine Gesangsstimme war wie sein Schauspiel: kraftvoll und einprägsam.

Kerstin Ibald war für mich in ihrer Rolle der Ehefrau Vi Moore ein strahlender Star an dem Abend. Vi Moore ist die gute Seele und das emotionale Gleichgewicht in der Familie. Die Verbote ihres Mannes gehen ihr zu weit, genauso wie die übertriebene Rebellion ihrer Tochter. Ständig versucht sie, zwischen den beiden zu vermitteln und einen Mittelweg für die Familie zu finden. Doch dass auch sie leidet, wird in den Liedern „Lieber will ich schweigen“ und „Hör noch einmal auf dein Herz“ deutlich. Vi Moore hat bei dem Autounfall nicht nur ihren Sohn, sondern danach auch ihren Mann und ihre Tochter verloren. Doch im Gegensatz zu ihrem Mann versinkt sie nicht in ihrer Trauer, sondern hilft ihrer Familie, aus dem emotionalen Teufelskreis wieder herauszukommen.
Ich fand das Schauspiel und den Gesang von Kerstin Ibald sehr emotional und berührend und hoffe, noch mehr von der Musicaldarstellerin zu sehen.

Auch die Besetzung der Nebenrollen hat mir sehr gefallen. Manar Elsayed schlüpfte in die Rolle der Rusty, der selbstbewussten Anführerin der Mädchen-Clique, die aber in der Nähe ihres Schwarms verlegen wird. Martijn Smids war als der verpeilte Willard Herwitt, der in Rusty verliebt ist, es ihr aber nicht zeigen kann, urkomisch. Williard liebt seine Mutter über alles und hört in jeder Lebenslage auf sie, was das Lied „Mama sagt” eindrucksvoll beweist. Alexander Findewirth überzeugte gleich in zwei Rollen – als der Bad Boy Chuck Cranston und als der tanzende Cowboy Bob.

Das Aushängeschild von „Footloose“ ist der oscarnominierte Soundtrack, der über 17 Millionen mal verkauft wurde und Platz 1 der Billboard-Charts belegte. Hits und Ohrwürmer wie „Holding out for a hero“, „Almost paradise“, „Let’s hear it for the boy“ und natürlich der Titelsong „Footloose“ von Kenny Loggins finden sich auch im Musical wieder. Die bekannten Songs (darunter „Holding out for a Hero“) werden auf Englisch gesungen. Alle anderen Songs und Dialoge finden in deutscher Sprache statt. Das Lied „I’m Free” hat mich in dem Musical zutiefst berührt, während die Partyhits beim großen Finale dafür sorgten, dass das Publikum aufgesprungen ist und mitgetanzt hat.
Die Choreographien von Timo Radünz waren mitreißendend. Zu gerne hätte ich mit den Darstellern mitgetanzt.

Mein Fazit: Mit „Footloose“ gelingt ShowSlot nach „Flashdance“ und „Fack Ju Göthe“ eine weitere wunderbare Musicaladaption. Die Besetzung ist sehr überzeugend, die Musik und die Choreografie sind fesselnd und die Geschichte ist mitreißend und bewegend. Das Musical wird auch nächstes Jahr wieder auf Tour durch Deutschland, Österreich und die Schweiz gehen.

Weitere Informationen:
https://www.facebook.com/footloosemusical.tour
https://showslot.com/footloose/?gad_source=1&gclid=EAIaIQobChMIk83mgLL2hQMVU5GDBx3DXQAFEAAYASAAEgKXrPD_BwE

Text © E. Günther
Key Visual © ShowSlot
Fotos © Nico Moser

Key Visual © ShowSlot
Foto © Nico Moser
Foto © Nico Moser
Foto © Nico Moser
Foto © Nico Moser
Foto © Nico Moser
Foto © Nico Moser
Foto © Nico Moser
Foto © Nico Moser
Foto © Nico Moser
Foto © Nico Moser

Hinterlasse einen Kommentar