Mit „Knapp daneben ist auch vorbei – Die Diva der falschen Töne“ läuft im Moment im Schlosspark Theater das lustigste und erfrischendste Theaterstück in Berlin. Davon konnten wir uns selbst am Samstag, den 3. Februar 2024, überzeugen.
Das Theaterstück basiert auf der weltweit erfolgreichen Komödie von Peter Quilter („Glorious“), die im Jahr 2005 am Londoner West End ihren Siegeszug in der internationalen Theaterlandschaft antrat. Frank-Lorenz Engel hat die in aller Welt gefeierte Komödie auf der Bühne des Schlosspark Theaters genauso erfolgreich umgesetzt.
Doch wovon handelt die Erfolgskomödie „Knapp daneben ist auch vorbei – Die Diva der falschen Töne“, die auf einer wahren Geschichte beruht?
Florence Foster Jenkins (1868-1944) liebt die Musik und die Oper über alles. Sie singt für ihr Leben gern vor einem Publikum. Doch leider gibt es ein kleines Problem: Sie kann nicht singen und trifft keinen einzigen Ton. Die High Society lacht auf den Veranstaltungen über sie. Sie selbst merkt nichts davon und ist von ihrem gesanglichen Talent fest überzeugt. In ihrer Überzeugung und Leidenschaft wird sie von ihrem Lebenspartner, ihrer besten Freundin und ihrem Pianisten unterstützt. Und schließlich wird sie in die Carnegie Hall eingeladen und soll dort vor einem ausverkauften Haus mit 3000 Menschen singen. Wird jetzt alles auffliegen? Wird sie jetzt selbst merken, dass sie nicht singen kann?
Sängerin und Schauspielerin Antje Rietz ist für mich die beste Besetzung, die man sich in der Rolle der Florence Foster Jenkins nur wünschen kann. Es gehört sehr viel Talent dazu, als ausgebildete und mit Preisen überhäufte Sängerin gekonnt falsch zu singen. Man lacht zwar über die Rolle der reichen Erbin, die alle Arien falsch singt, aber man liebt und bewundert sie auch für ihre naive Begeisterung für die Musik. Antje Rietz schafft es, aus der Rolle keine Witzfigur zu machen, sondern eine charismatische Frau zu kreieren, die ohne Musik nicht leben kann und deswegen alle in ihrem Umfeld mit ihrem Enthusiasmus ansteckt und die Herzen auf der Bühne und im Zuschauersaal gewinnt.
Antje Rietz legt so viel Liebe in diese Rolle und interpretiert die Rolle der leidenschaftlichen und talentfreien Sopranistin hingebungsvoll. Das spiegelt sich selbst in den funkelnden Augen der Darstellerin, die eins mit der Figur wird, wider. Am Ende zeigt Rietz ihr wahres Gesangstalent, bevor sie in der Zugabe mit Kastagnetten wieder die Lachmuskeln der Zuschauer strapaziert.
Eine Paraderolle für Antje Rietz! Es gab vollkommen zurecht sehr viel Szenenapplaus in dem Theaterstück!
Max Gertsch, dessen Schauspielkünste ich schon in so vielen anderen Theaterstücken (darunter „Mord im Orientexpress“) begeistert mitverfolgt habe, überzeugt auch in der Rolle als Florences Liebhaber St. Clair Bayfield. Bayfield – ein britischer Gentleman – ist kein erfolgreicher Schauspieler und weiß die weibliche Schönheit zu schätzen. Er bekräftigt seine Partnerin in ihrer Passion für die Musik und hält ihr den Rücken frei. Die Rolle ist Max Gertsch wie auf den Leib geschnitten.
Jenkins’ Pianist Cosme McMoon ist der Letzte, der in Florences Kreis dazukommt. Er ist ein begeisterter Musiker und mit seiner ganzen Seele spielt er Piano. Cosme McMoon ist zunächst schockiert von Jenkins’ „Talent“, was in seiner Mimik und seinen Antworten deutlich wird. Doch auch er schafft es nicht, der liebenswerten Diva die Wahrheit zu sagen und wird sogleich von ihrer unbändigen Lebensfreude in den Bann gezogen. Er wird zu ihrem Pianisten und einem treuen Begleiter. Christian Miebach, den ich ebenfalls auf vielen Bühnen in Berlin zuvor bewundern durfte, spielt mit voller Hingabe viele Opern auf seinem Klavier und gefällt mit seiner frischen Darstellung des Pianisten.
Eine weitere Stütze in Jenkins’ Leben ist ihre loyale Freundin Dorothy. Dorothy ist immer für die Musikliebhaberin Florence Foster Jenkins da und stärkt ihr den Rücken, indem sie ihr viele Aufgaben abnimmt, wie zum Beispiel die Gestaltung des Balls der silbernen Feldlerchen. Sie bestärkt ihre Freundin in ihrer Ergebenheit für die Musik. Anette Daugardt interpretiert fantastisch die Rolle der ehrenhaften Freundin und macht aus ihrer Figur auch eine Sympathieträgerin, die der Zuschauer in sein Herz schließt.
Der Darstellerin Sophie Göbel ist es zu verdanken, warum man als Zuschauer einen weiteren Grund hatte, um in Gelächter auszubrechen. Göbel mimt sehr authentisch die spanischsprachige Haushaltshilfe Maria aus Mexiko. Maria ist immer missgelaunt, versteht ihre Auftraggeber nicht (und diese sie leider auch nicht) und hat keine Lust, die vielen Aufgaben im Haushalt zu erledigen. Viele herrlich komische Szenen auf der Bühne!
Eine weitere Figur, die nicht gerade mit viel Lebensbejahung glänzt, ist Mrs. Verindah-Gedge. Sie traut sich als erste Person überhaupt, Florence Foster Jenkins persönlich und lautstark als Musikerin zu kritisieren. Sie überreicht ihr eine Petition, damit die Sängerin sofort ihre musikalischen Auftritte einstellt. Obwohl sie ihr nur die Wahrheit sagt, wird sie vom Publikum nicht mit Wohlwollen aufgenommen. Doch das macht auch die gute Schauspielerin Nathalie Hallervorden aus. Man mag den Charakter nicht, aber honoriert die Leistung der Darstellerin.
Mein Fazit: Wir haben an dem Abend Tränen gelacht und waren von der Besetzung vollkommen hingerissen. Das Theaterstück „Knapp daneben ist auch vorbei – Die Diva der falschen Töne“ ist unglaublich witzig, aber auch sehr berührend und inspirierend. Man darf nie seinen Mut verlieren und sollte seine Leidenschaft niemals aufgeben. Bis zum 25. Februar 2024 kann man die Komödie noch im Schlosspark Theater sehen und hören!
Adresse: Schlosspark Theater
Schloßstraße 48,
12165 Berlin
Weitere Informationen:
https://www.facebook.com/SchlossparkTheaterBerlin
https://www.schlossparktheater.de/start/index.html
Text © E. Günther
Fotos © DERDEHMEL/Urbschat